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Die Soziologin Arlie Hochschild hat den Begriff Emotionsarbeit als Erste definiert. © ASU

Emotionsarbeit soll einen Preis haben

bbm /  Unbezahlte Emotionsarbeit am Arbeitsplatz soll einen Preis haben. Nur so sei die Lohnkluft zu schliessen, sagen Feministinnen.

Die Soziologin Arlie Hochschild hat den Begriff Emotionsarbeit (Emotional Labour) 1979 eingeführt. Vor allem in Dienstleistungsjobs gebe es eine Anforderung, die nicht bezahlt werde: Die Bedürfnisse anderer Personen zu erkennen und diese einzubeziehen. Als Beispiel nannte sie die Hostessen.

Von Frauen wird Fürsorge erwartet
Letztes Jahr ist Emotionsarbeit in den Fokus von Feministinnen im englischsprachigen Raum geraten. Sie verstehen darunter die unausgesprochene Erwartung an Frauen, am Arbeitsplatz netter, aufmerksamer, fürsorglicher zu sein und ungefragt Dinge für andere zu erledigen. Von Frauen werde dieses Verhalten erwartet. Hingegen gelte es als Bonus, wenn Männer sich am Arbeitsplatz so verhalten. Die zunehmende Erwerbstätigkeit von Frauen habe nicht dazu geführt, dass die unterschiedlichen Erwartungen an das Verhalten von Frauen und Männern sich verändert hätten.

Grösstes Hindernis für Gleichstellung
Für «New York Times»-Kolumnistin Judith Shulevitz ist die unbezahlte Emotionsarbeit eines der grössten Hindernisse für die Gleichstellung im Erwerbsleben. Die Emotionsarbeit könne für Frauen ein Karrierekiller sein, da sie am Arbeitsplatz und zu Hause viel Energie und Zeit erfordere. Die junge Bloggerin Jess Zimmerman geht davon aus, dass sich die Lohnkluft nur schliessen lässt, wenn Arbeitgebende Emotionsarbeit bezahlen.

Emotionsarbeit entlöhnen
Auch «Guardian»-Kolumnistin Rose Hackman verlangt, dass Arbeitgebende Emotionsarbeit angemessen vergüten. Sie verweist auf den Dienstleistungssektor, der wächst. Hier erwarteten viele Arbeitgebende Emotionsarbeit, ohne dafür zahlen zu wollen. Sie würden dies an die Kundschaft delegieren, die mit Trinkgeld die Emotionsarbeit zahlen soll. Dies könne im Niedriglohnsektor negative Folgen für Frauen haben. Statisken zeigten, dass Frauen, die auf Trinkgeld angewiesen sind, am Arbeitsplatz häufiger sexuell belästigt werden.

Emotionsarbeit ist Frauenarbeit
Emotionsarbeit leisten Frauen auch zu Hause: zuhören, einladen, organisieren, sich erinnern, verdanken, Termine nicht vergessen. Diese Arbeit habe eher zugenommen, da Kinder heute mehr Aktivitäten ausserhalb der Schule wie Sport und Musikunterricht nachgehen, schreibt Judith Shulevitz. Männer hätten zwar einen Teil der Hausarbeit und Kinderbetreuung übernommen. Hingegen sei die zeitintensive Emotionsarbeit Frauenarbeit geblieben.


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