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Flugbegleiterin Caroline Rolland im Interview: «Wir wollen uns nicht der Scharia unterwerfen.» © i24

Iran-Flüge: Erfolgreicher Protest der Flugbegleiterinnen

fs /  Flugbegleiterinnen lehnen Kleidervorschriften für Iran-Flüge ab. Ihr Widerstand hat die Debatte um das Kopftuch wieder entfacht.

Nach dem Ende der Sanktionen will Air France ab Mitte April wieder nach Teheran zu fliegen. In einem internen Merkblatt verpflichtet die Fluggesellschaft Pilotinnen und Flugbegleiterinnen, nach der Ankunft im Iran Hose, lange Weste und ein Kopftuch zu tragen. Air France begründet die Vorschrift mit iranischem Recht. Im Iran müssten alle Frauen in der Öffentlichkeit ein Kopftuch tragen. Das französische Recht erlaube es, persönliche Freiheiten von Angestellten einzuschränken, wenn die Art der Arbeit dies erfordere.

Kompromiss mit Gewerkschaften
Gewerkschaften kritisierten, eine Kopftuch-Pflicht verletze die persönliche Freiheit und die Meinungsfreiheit von Frauen, berichtet «Europe 1». Caroline Rolland vom Gewerkschaftsbund CGT sagte, als französische Staatsbürgerin lehne sie das Kopftuch aus Prinzip ab: «Wir wollen uns nicht der Scharia unterwerfen.» Als Aktionär müsse der Staat bei der Air France intervenieren. Schliesslich stimmte die Fluggesellschaft dem Kompromissvorschlag von Flore Arrighi zu. Die Präsidentin der Gewerkschaft der Flugangestellten UNAC hatte vorgeschlagen, dass Flugbegleiterinnen wählen können, ob sie auf Flügen nach Teheran arbeiten möchten oder nicht. Sie müssen nicht mit Sanktionen rechnen, wenn sie Flüge nach Teheran verweigern.

«Banalisierung des Kopftuches»
Die Kopftuch-Pflicht der Air France befeuerte in Frankreich eine Kontroverse um das Kopftuch, die seit Wochen schwelt. Einzelne Modemacher und Frauenministerin Laurence Rossignol (SP) hatten westliche Modehäuser kritisiert, die neuerdings islamische Kleidung produzieren. Sie würden einzig aus Profitgründen dazu beitragen, den Körper der Frauen einzusperren. Philosophin und Feministin Elisabeth Badinter rief in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP zum Boykott dieser Modehäuser auf. Keine Feministin könne unter Berufung auf den Koran das Kopftuch verteidigen. Das würde auch heissen, die Polygamie und ein ungerechtes Erbrecht zu verteidigen, beides stehe ebenfalls im Koran. Rund 50 Frauenorganisationen, die in der «Coordination Française pour le Lobby Européen des Femmes (clef)» zusammengeschlossen sind, warnten in einem offenen Brief vor der «Banalisierung des islamischen Kopftuches».


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