anoit-2

Vorurteile gegenüber Frauen können ein «feindseliges Arbeitsklima» schaffen. © MG

Sexismus kann Entlassungsgrund sein

fs /  Ein Google-Mitarbeiter ist mit einer Beschwerde gegen seine Entlassung gescheitert. Er hatte behauptet, Frauen seien schlechter im Programmieren.

Der Software-Entwickler James Damore hat Google-intern die These verbreitet, dass Frauen aus biologischen Gründen für die Arbeit in der IT-Branche weniger geeignet seien als Männer. Es sei deshalb ein Fehler, dass Google über Förderprogramme mehr Frauen in das Unternehmen bringen wolle. Eine offene Diskussion über dieses Thema sei bei Google nicht möglich. Abweichende «konservative Meinungen» seien nicht erwünscht. Nachdem diese Thesen öffentlich geworden waren, entliess Google Damore. Er habe gegen interne Verhaltensregeln verstossen.

Kündigung gerechtfertigt
Dagegen reichte Damore beim «US National Labor Relations Board (NLRB)» Beschwerde ein. Er argumentierte mit seinem Recht auf freie Meinungsäusserung. Die Aufsichtsbehörde kam jedoch kürzlich zum Schluss, dass die Entlassung arbeitsrechtlich nicht zu beanstanden ist, berichtet das US-Technikportal «TheVerge». Die Kündigung sei gerechtfertigt, weil Damore «diskriminierende Aussagen» verbreitet habe. Unternehmen dürften ein «feindseliges Arbeitsklima» im Keim ersticken, so die Aufsichtsbehörde.

Diskriminierungsklage
Damore hat nicht nur Beschwerde bei der Aufsichtsbehörde eingereicht, sondern auch Klage vor Gericht. Darin wirft er Google vor, konservative weisse Männer zu diskriminieren. Google wende «illegale Einstellungsquoten an, um den erwünschten Prozentanteil von Frauen und bevorzugten Minderheiten zu erfüllen». Unterstützt wird Damore von rechtsextremen und frauenfeindlichen Kreisen.

Belegschaft tief gespalten
Das «Diversity Management» von Google habe intern einen tiefen Graben geöffnet, schreibt die «New York Times». Einige Angestellte wie Damore beklagen, Google gehe zu weit. Anderen gehen die Bemühungen um Vielfalt in der Belegschaft zu wenig weit. Angestellte sagten der «New York Times», sie würden intern nicht mehr an Debatten über heikle Themen wie Vielfalt teilnehmen aus Angst, dass ihre Aussagen verdreht oder gegen sie verwendet werden könnten. In der internen Kommunikation würden wie im Internet die Lautesten dominieren. Google-Sprecherin Gina Scigliano sagt, es sei eine Herausforderung, Vielfalt am Arbeitsplatz zu fördern. Doch mehr Diversität bleibe eine Priorität von Google. Der Konzern freue sich auf die gerichtliche Auseinandersetzung zu diesem Thema im Fall Damore.

Frauen in der Minderheit
Der Frauenanteil bei Google liegt nach Angaben des Konzerns weltweit bei 31 Prozent. Unter den Technikerinnen und Technikern beträgt er nur 20 Prozent. In «leadership»-Positionen gibt Google den Frauenanteil mit 25 Prozent an.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

IBAN: CH 0309000000604575581