Teilzeit auf Führungsebene ist Frauensache

fs /  Auf Chefetagen ist Teilzeitarbeit selten. Meist sind es weibliche Führungskräfte, die weniger als 30 Stunden pro Woche arbeiten.

In Europa ist Teilzeitarbeit auf Führungsebene überwiegend Frauensache. Managerinnen und Manager arbeiten in denjenigen Ländern am häufigsten Teilzeit, wo generell am meisten Teilzeit gearbeitet wird. Dies geht aus einer Analyse von Lena Hipp und Stefan Stuth vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) hervor.
Das Forschungsteam hat dafür Daten der europäischen Arbeitskräfteerhebung aus dem Jahr 2009 ausgewertet. Nicht berücksichtigt sind die nordischen Länder, Rumänien, Bulgarien, Tschechien, Zypern und Malta. Zum Management zählt das Forschungsteam alle Beschäftigten mit Leitungsfunktionen und Selbstständige mit Angestellten. Als Teilzeit gilt eine Arbeitszeit von weniger als 30 Stunden pro Woche.
Mit 12 Prozent ist der Anteil der Teilzeit-Führungskräfte in den Niederlanden am höchsten. Irland folgt mit 11 Prozent. In Österreich und Italien arbeiten 6 und in Deutschland 5 Prozent der Führungskräfte Teilzeit. Noch tiefer sind die Anteile in Frankreich mit 4 und in Polen mit 3 Prozent.
Teilzeit-Führungskräfte sind überwiegend Frauen: In den Niederlanden, wo der Anteil der Teilzeitarbeit europaweit generell am höchsten ist, arbeiten 31 Prozent der weiblichen, aber nur 4 Prozent der männlichen Führungskräfte Teilzeit. In Deutschland arbeiten knapp 15 Prozent der Chefinnen weniger als dreissig Stunden pro Woche, aber nur rund ein Prozent der Chefs.

Starre Geschlechternormen erschweren die Akzeptanz

Die länderspezifischen Unterschiede erklären Lena Hipp und Stefan Stuth mit der unterschiedlichen Akzeptanz von Teilzeitarbeit: «Managerinnen und Manager reduzieren eher in denjenigen Ländern ihre Arbeitszeit, in denen Teilzeiterwerbstätigkeit ohnehin weit verbreitet ist.» So haben die Niederlande mit 40 Prozent die höchste Teilzeitquote in Europa unter allen Beschäftigten und mit 12 Prozent auch die meisten Teilzeit-Führungskräfte. In Ländern mit traditionellen Geschlechternormen wie Litauen und Griechenland arbeiten Führungskräfte laut dem Forschungsteam seltener Teilzeit als in Staaten, in denen die Erwerbstätigkeit von Müttern und die Haus- und Familienarbeit von Vätern besser akzeptiert ist.

Ein Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit, wie Deutschland ihn kennt, spielt laut der Analyse keine signifikante Rolle. Rechtliche Regelungen seien oft zu weit weg vom Arbeitsalltag, sagt das Forschungsteam. Ansprüche würden deshalb nicht genutzt oder eingeklagt.

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