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Der ZKB-Chef verdient 30-mal mehr als eine Pflegefachperson. © rts

Bank-Chef verdient gleich viel wie 30 Pflegefachpersonen

Kurt Marti /  Die neun Mitglieder der ZKB-Generaldirektion kassierten 2019 rund 15 Millionen Franken – mit dem Segen des Zürcher Kantonsparlamentes.

Im Februar lehnte der Zürcher Kantonsrat eine Motion der SP mit 104 zu 58 Stimmen ab, welche die Löhne der Staatsbetriebs-Angestellten auf eine Million Franken begrenzen wollte. Im Visier der SP-Kritik waren unter anderem die Millionen-Gehälter der Mitglieder der Generaldirektion der Zürcher Kantonalbank ZKB, insbesondere von CEO Martin Scholl.

Kein einziges Mitglied der FDP, SVP, CVP, GLP, EDU und EVP stimmte für einen Lohndeckel. Für eine Begrenzung stimmten alle Mitglieder der SP, der Grünen und der Alternativen Liste.

Der Bankrat der ZKB behauptete in seiner Stellungnahme (Seite 5) zuhanden des Kantonsrats, er sei sich « der besonderen Sensibilität der Vergütungsthematik sowie der Verantwortung gegenüber der Eigentümerschaft und der Öffentlichkeit sehr wohl bewusst».

Gleichzeitig demonstrierte er das Gegenteil, indem er den Untergang der ZKB an die Wand malte: Der Lohndeckel bedrohe «das Geschäftsmodell» der ZKB, weil es «unmöglich oder markant schwerer» würde, «geeignete Management- und Fachkräfte zu rekrutieren und zu halten». Allerdings erwähnte er nicht, wo denn die ZKB-Abkassierer sonst unterkämen.

Neun Generaldirektoren kassierten total 15 Millionen

Scholl ist der Spitzenreiter unter den Kantonalbank-Abkassierern. Das hat sich auch im letzten Jahr nicht geändert. Laut dem Geschäftsbericht 2019 kassierte Scholl einen Jahreslohn von 2’227’000 Franken – notabene als Chef eines Betriebs mit Staatsgarantie, der notfalls von den SteuerzahlerInnen gerettet werden muss.

Scholls Lohnkurve zeigte in den letzten Jahren stark nach oben: Im Jahr 2014 erhielt Scholl 1’586’000 Franken, das heisst sein Lohn hat sich in fünf Jahren um 641’000 Franken beziehungsweise um rund 40 Prozent erhöht. Doch damit nicht genug! Für Scholl liegen weitere 377’000 Franken bereit, die «unter gewissen Bedingungen in drei Jahren zur Auszahlung gelangen».

Auch die übrigen acht Mitglieder der Generaldirektion der geschützten ZKB-Werkstatt sahnten kräftig ab. Im Schnitt flossen rund 1,6 Millionen Franken in ihre Taschen. Und auch für sie winken «unter gewissen Bedingungen in drei Jahren» im Schnitt zusätzliche 250’000 Franken.

Insgesamt sackten die neun Mitglieder ZKB-Geschäftsführung letztes Jahr rund 15 Millionen Franken ein. 2014 waren es noch rund 11 Millionen. Das ergibt einen Zuwachs in fünf Jahren von 36 Prozent.

Massives Lohngefälle: Faktor 30

Der Monatslohn von ZKB-Chef Scholl beträgt rund 170’000 Franken (13-mal im Jahr). Das ist 30-mal mehr als eine Pflegefachperson, die laut Lohnbuch 2020 des Zürcher Amts für Wirtschaft und Arbeit auf einen Monatslohn von 5600 Franken (13-mal im Jahr) kommt.

Die Corona-Krise hat aufgezeigt, wie wichtig Pflegefachpersonen für die Gesellschaft sind. Der Beifall von den Balkonen war erfreulich, doch Beifallklatschen reicht nicht. Es braucht mehr Lohngerechtigkeit. Oder mit den Worten des ZKB-Bankrats: «Verantwortung» und eine «besondere Sensibilität».

Wieso nicht freiwillig acht Millionen Franken abgeben und damit 615 Pflegefachpersonen eine monatliche Lohnerhöhung von 1000 Franken ermöglichen? Auch mit den verbleibenden sieben Millionen müssten die Mitglieder der ZKB-Generaldirektion nicht darben: Der ZKB-Chef würde immer noch eine Million Franken kassieren und die anderen im Schnitt rund 750’000 Franken. Mit einer solchen solidarischen Aktion würden die ZKB-Banker einen gesellschaftspolitischen Prozess anstossen und damit in die Schweizer Geschichte eingehen.

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Dieser Artikel erschien zuerst auf infosperber.ch


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