Lokl

Am Equal Pay Day kritisieren Frauen die Lohnkluft öffentlich. © BPW

Lohnkluft abhängig vom Wohnort

/  Der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern ist regional unterschiedlich gross. Dies geht aus einer Schweizer Studie hervor.

Danach beeinflussen gesellschaftliche Normen die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern. In Kantonen mit eher konservativen Rollenbildern erhalten Frauen für dieselbe Tätigkeit weniger Lohn als in einer Niederlassung derselben Firma in einem Kanton mit fortschrittlicheren Rollenbildern. Je höher die Akzeptanz konservativer Rollenbilder in einem Kanton ist, desto grösser ist dort die Lohnkluft zwischen Frauen und Männern.

Statistiken und Abstimmungsergebnisse
Das Forschungsteam der Universität Zürich hat für die Studie Daten der Schweizerischen Lohnstrukturerhebung ausgewertet und die Löhne von Firmen mit Niederlassungen in verschiedenen Kantonen verglichen. Aufgrund der Abstimmungsresultate über den Gleichstellungsartikel in der Bundesverfassung (1981) und über die «Initiative für eine gerechte Vertretung der Frauen in den Bundesbehörden» (Quoten-Initiative, 2000) stellte es fest, welche Kantone in Gleichstellungsfragen eher konservativ und welche eher progressiv eingestellt sind.

Verinnerlichte Rollenbilder
Über die Gründe für die Lohnunterschiede in den Firmen kann das Forschungsteam um die Ökonomin Uschi Backes-Gellner nur spekulieren. Ein Grund könnten Manager und Kunden sein, die Rollenbilder verinnerlicht haben, sagte die Studienleiterin in der «Neuen Zürcher Zeitung». Ein Grund könnten auch die Frauen selber sein, die beim Einstellungsgespräch unterschiedlich selbstbewusst verhandeln. Schliesslich könne auch die geringere Nachfrage nach weiblichen Arbeitskräften in konservativeren Regionen eine Rolle spielen. Backes-Gellner zieht aus der Studie den Schluss, dass eine öffentliche Diskussion über die Lohnunterschiede und mehr Lohntransparenz dazu beitragen, die Lohnkluft zu schliessen.

Mehr Lohntransparenz
In Deutschland plant Frauenministerin Manuela Schwesig (SPD) ein «Entgeltgleichheitsgesetz», das Transparenz ins Lohngefüge bringen will. Alle Angestellten einer Firma sollen erfahren dürfen, wie hoch das Durchschnittsgehalt für eine vergleichbare Tätigkeit innerhalb des Betriebes ist. In Schweden gibt es diese Lohntransparenz bereits, berichtet die «Tageszeitung». Das Finanzamt, das alle Lohndaten sammelt, gibt allen Interessierten Auskunft über die Löhne der Kollegen, Nachbarn und Freunde.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

IBAN: CH 0309000000604575581