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Jurastudentin plädiert vor einem fiktiven Gericht. © HLS

Frauen erhalten schlechtere Noten

fs /  Jura-Studentinnen werden in Staatsexamen schlechter bewertet als Jura-Studenten. Ein Grund ist die Zusammensetzung des Prüfungsgremiums.

Zu diesem Schluss kommt eine Studie der privaten Hochschule «Hertie School of Governance» in Deutschland im Auftrag des Justizministeriums von Nordrhein-Westfalen. Ein interdisziplinäres Forschungsteam hat dafür die Ergebnisse von rund 20’000 Studentinnen und Studenten ausgewertet, die zwischen 2006 und 2016 ihre Prüfungen im Bundesland Nordrhein-Westfalen abgelegt hatten.

Grosser Unterschied bei Bestnoten
Nur wer bei Prüfungen gut abschneidet, überschreitet die karriererelevante Schwelle der «Prädikatsnoten». Diese kann beispielsweise Voraussetzung für ein Doktorat oder eine Stelle im Staatsdienst sein. Die Studie deckte auf, dass Frauen schriftlich und mündlich schlechter abschneiden als Männer. Besonders gross ist der Geschlechterunterschied im Bereich der Bestnoten.

Einseitige Zusammensetzung der Prüfungskommissionen
Eine wichtige Rolle für die Benotung spielt laut der Studie die Zusammensetzung der dreiköpfigen Kommissionen bei den mündlichen Prüfungen. Diese benoten Rechtsreferendarinnen mit gleicher schriftlicher Vornote wie Rechtsreferendare schlechter, wenn nur Männer in der Kommission sind. Der Noten-Unterschied zwischen den Geschlechtern in der mündlichen Prüfung verschwindet, wenn mindestens eine Frau in der Prüfungskommission ist. Laut dem Forschungsteam waren im untersuchten Zeitraum 52 Prozent der geprüften Studentinnen und Studenten Frauen. Die Prüfungskommissionen waren jedoch zu zwei Dritteln rein männlich. Erst gegen Ende des Beobachtungszeitraums stieg der Anteil gemischter Kommissionen deutlich an. «Die Teilnahme von Prüferinnen ist wichtig für eine geschlechterneutrale Beurteilung und sollte entsprechend forciert werden», schreibt das Forschungsteam.


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