Schweiz: Mehr Sex-Attacken ohne Körperkontakt

fs /  Jugendliche werden heute vermehrt im Internet, per SMS oder per E-Mail sexuell belästigt. Vo allem Mädchen sind betroffen.

Bei Jugendlichen in der Schweiz haben sexuelle Belästigungen ohne Körperkontakt in den letzten fünfzehn Jahren stark zugenommen. Sie werden beispielsweise gezwungen, sich nackt zu zeigen, fotografieren zu lassen oder pornographisches Material anzuschauen. Übergriffe mit Körperkontakt haben nicht zugenommen.
Dies geht aus einer Studie der Universität Zürich hervor, welche die Fachzeitschrift «Journal of adolscent health» veröffentlicht hat. Das Forschungsteam hat dafür 6000 repräsentativ ausgewählte Schweizer Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 15 und 17 Jahren befragt. Mädchen sind von allen Formen der Belästigung stärker betroffen als Jungen.

  • Mindestens eine Art von sexuellem Missbrauch haben 40 Prozent der Mädchen erlebt und 17 Prozent der Jungen.
  • Sexuelle Belästigung via Internet: 28 Prozent der Mädchen und 10 Prozent der Jungen sind betroffen.
  • Verbale sexuelle Belästigung per E-Mail oder SMS: Davon berichten 15 Prozent der Mädchen und 5 Prozent der Jungen.
  • Körperliche Belästigung ohne Penetration: Knapp 12 Prozent der Mädchen wurden gegen ihren Willen körperlich berührt. Bei den Jungen waren es 4 Prozent.
  • Körperliche Belästigung mit Penetration: 2,5 Prozent der Mädchen und 0,6 Prozent der Jungen wurden vergewaltigt.
  • Mehr betroffene Mädchen als Jungen sprechen mit jemandem über die Übergriffe. Sie wenden sich an Kolleginnen und Kollegen, seltener an ein Familienmitglied. Weniger als 10 Prozent der Opfer erstatten Anzeige. Das sei im internationalen Vergleich ein sehr tiefer Anteil, heisst es in der Studie.
  • Täter sind in der Mehrheit der Fälle ebenfalls Jugendliche, meist Bekannte der Opfer.

Das Forschungsteam hat die Ergebnisse mit einer Schweizer Studie von 1995/96 verglichen und festgestellt, dass sexuelle Belästigungen ohne Körperkontakt seither stark zugenommen haben. Hauptgrund seien die neuen virtuellen Möglichkeiten. Neu ist laut dem Forschungsteam auch der Trend zu jugendlichen Tätern. Es zieht daraus den Schluss, dass Jugendliche untereinander sich heute gewalttätiger verhalten.


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