babkr

Hotelzimmer in Kiew: Pflegerinnen versorgen die Babys von Leihmüttern. © BTC

Babys von Leihmüttern in Hotel gestrandet

fs /  Ein Video macht Menschenhandel sichtbar: Neugeborene warten in einem Hotelzimmer auf ihre Auftragseltern, die wegen Corona nicht einreisen können.

Es sind befremdende Bilder aus Kiew: In einem Hotelzimmer liegen schreiende Säuglinge dicht an dicht in kleinen metallenen Betten. Junge Frauen mit Plastikhandschuhen und Mundschutz versorgen sie. Das Video hat die

Leihmutterschaftsfirma BioTexCom online gestellt. Eine der Pflegerinnen informiert über die Herkunftsländer der Eltern dieser Babys: Deutschland, Österreich, Grossbritannien, USA, Italien, Spanien, Frankreich, Rumänien, Bulgarien, Portugal, China und Mexiko.

Babys noch länger im Hotel
In den meisten dieser Länder ist Leihmutterschaft illegal. In der Ukraine hingegen ist sie legal. Das Hotel gehört der Leihmutterschaftsfirma. Sie bringt dort jeweils die ausländischen Auftragseltern unter, die nach der Geburt des Kindes meist länger warten müssen, bis die Formalitäten erledigt sind und sie mit dem Baby ausreisen können. Wegen der Grenzschliessungen konnten Auftragseltern nun nicht mehr einreisen. Im Video informiert der Anwalt der Leihmutterschaftsfirma, dass die Auftragseltern eine Bewilligung ihrer nationalen Regierungen brauchen, um trotz den Grenzschliessungen in die Ukraine reisen zu können. Doch auch wenn die Grenzen aufgehen: Einige Babys werden wohl noch länger festsitzen, weil es kaum Flüge gibt.

«Menschenhandel verbieten»
Das Video soll die Auftragseltern beruhigen. Doch in der Ukraine löste es Entsetzen über das Geschäft mit den Babys aus, berichtete der «Deutschlandfunk». Ljudmyla Denisowa, Menschenrechts-Beauftragte des Parlaments, befürchtet, dass 1000 Babys geboren werden könnten, bis die Auftragseltern einreisen können: «Im Moment warten über 100 Kinder in verschiedenen Kliniken darauf, dass sie abgeholt werden. Und laufend werden weitere geboren.» Mykola Kuleba, staatlicher Ombudsmann für Kinderrechte, kritisierte, dass die Ukraine ein «Online-Store für Babys» sei. Im Nachrichtensender «Nasch» forderte er das Parlament auf, kommerzielle Leihmutterschaft zu verbieten. «In den meisten entwickelten Ländern fällt so ein Vorgang unter Menschenhandel.» Für ein Verbot der kommerziellen Leihmutterschaft spricht sich auch Ljudmyla Denisowa aus. «Kinder sollten in der Ukraine kein Objekt für Menschenhandel sein.»

Geschäft auf Kosten von Frauen
In der Boulevardzeitung «Blick» sagte ein Paar aus der Schweiz, dass es in der Ukraine 50’000 Euro für ein Kind bezahlt habe. «Das ist immer noch viel weniger als etwa in den USA, wo ein Kind mindestens 100’000 Dollar kostet.» Die ukrainische Leihmutter habe 16’200 Euro erhalten, also weniger als die Hälfte der 50’000 Euro.
Leihmutterschaft ist nach Ansicht deutscher Fachfrauen ein Geschäft auf Kosten von Frauen, das mit der Wahlfreiheit von Frauen nichts zu tun hat. Die gesundheitlichen Risiken seien gross. Deshalb stellen nur arme Frauen, die Geld brauchen, ihren Körper für eine Leihmutterschaft zur Verfügung.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

IBAN: CH 0309000000604575581