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Céline ist seit der Lungenembolie schwerst behindert und kann weder sprechen noch gehen. © SRF

Bayer zahlt 1,3 Milliarden Euro an «Yasmin»-Geschädigte

fs /  Der Pharmakonzern Bayer entschädigt in den USA Frauen, die mit neuen Verhütungspillen Schaden nahmen. Betroffene in Europa gehen bisher leer aus.

Im juristischen Streit um Gesundheitsrisiken der Verhütungspillen Yaz, Yasmin und Yasminelle hat sich der Pharmakonzern ohne Haftungsanerkennung bisher mit etwa 8900 Klägerinnen in den USA für insgesamt 1,8 Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro, 1,6 Milliarden Franken) aussergerichtlich verglichen. Das teilte Bayer Ende Juli mit. In den USA sind weitere Klagen von betroffenen Frauen hängig.
Grösseres Risiko
Die neue Generation Verhütungspillen führt zu mehr zuweilen gefährlichen Thrombosen als die ältere Generation Pillen. Das absolute Risiko ist zwar klein, aber doppelt so gross wie bei Verhütungs-Pillen mit dem Wirkstoff Levonorgestrel, die schon länger auf dem Markt sind. Mit den neueren Pillen sind im Laufe eines Jahres statt nur 5 etwa 10 von 10’000 Frauen betroffen. Thrombosen sind Blutgerinnsel, die in den Venen entstehen und zu lebensgefährlichen Schlaganfällen und Embolien führen können. Schätzungen gehen davon aus, dass seit der Zulassung der Drospirenon-haltigen Pillen vor über zehn Jahren weltweit einige Hundert Frauen wegen solcher Thrombosen gestorben sind. Eine viel grössere Zahl leidet an schweren gesundheitlichen Schäden.
Klagen auf eigenes Risiko
In Europa, wo Sammelklagen nicht möglich sind, müssen Betroffene einzeln und auf eigenes Risiko klagen. Entsprechend wenig Klagen gibt es. Die «Coordination gegen Bayer-Gefahren», hat kritisiert, dass Bayer nicht alle Geschädigten gleich behandelt: «Es ist nicht hinnehmbar, dass Bayer mit zweierlei Mass misst. Die durch Yasmin und Yaz geschädigten Frauen müssen in allen Ländern rasch entschädigt werden.»
In der Schweiz hat die Familie der jungen Céline, die nach der Einnahme von Drospirenon-haltigen Pillen eine Lungenembolie erlitten hat und seither schwerst behindert ist, Bayer auf 6 Millionen Franken (5 Millionen Euro) Schadenersatz verklagt. Das Obergericht hat in zweiter Instanz die Klage mit dem Argument abgewiesen, dass die Familie nicht sicher habe ausschliessen können, dass etwas anderes als die Pille an Célines Tragödie schuld sei.

Lukratives Geschäft

Verhütungs-Pillen sind für Pharmakonzerne ein lukratives Geschäft. Weltweit machte Bayer in den besten Zeiten allein mit den drei Pillen Yaz, Yasmin und Yasminelle jährlich über eine Milliarde Euro Umsatz. Seit der Patentschutz in den USA vor einigen Jahren abgelaufen ist, sind die Einnahmen rückläufig. Auslaufende Patente sind der Grund dafür, dass immer wieder neue Verhütungs-Pillen auf den Markt kommen.
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Folgende Verhütungspillen der neueren Generation mit erhöhtem Risiko sind völlig identisch (Klone), ohne dass dies auf den Verpackungen ersichtlich ist:
Meliane____= Meoden
Myvlar_____= Gynera
Yira 20/30__= Yasmin/Yasminelle
Eloine______= Yaz
(Quelle: Comarketing-Liste Swissmedic, Zusammenstellung Josef Hunkeler)

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