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Schwedinnen kritisieren in einem Video, dass in der Schweiz der Sexkauf erlaubt ist. © Frauenzentrale Zürich

«Frauen zu kaufen verstösst gegen die Menschenwürde»

fs /  In der Schweiz hat eine Kampagne für die Freier-Bestrafung heftige Reaktionen ausgelöst. Die Debatte dreht sich um Frauen, obwohl die Absicht eine andere war.

Die Frauenzentrale Zürich fordert mit der Kampagne «Für eine Schweiz ohne Freier. Stopp-Prostitution», den Kauf von Frauen für Sex nach schwedischem Vorbild zu verbieten.

Freier haben die Wahl
Der Dachverband von Frauenorganisationen im Kanton Zürich will mit der Kampagne einen Perspektivenwechsel erreichen. Männer sollen nicht mehr das Recht haben, Frauen für Sex zu kaufen. Dies verstosse gegen die Würde des Menschen. Ob Frauen sich freiwillig oder unfreiwillig prostituieren, spiele für Freier keine Rolle. Hingegen sei für alle Freier Prostitution eine Wahl und darüber müsse man sprechen. «Wären gewisse Männer nicht der Auffassung, dass sie das Recht zum Kauf und zur sexuellen Ausbeutung von Frauen haben, würden Prostitution und Menschenhandel für sexuelle Zwecke nicht vorkommen. Ohne Nachfrage gäbe es kein Angebot», schreibt die Frauenzentrale.

Perspektivenwechsel
Zahlreiche Medien, Frauen- und Menschenrechtsorganisationen machten aus der Freier-Bestrafung ein Prostitutions-Verbot. Damit lag der Fokus statt auf den Freiern auf den Prostituierten. Die Frauenzentrale reagierte mit «Richtigstellungen» und verwies darauf, dass sie nicht ein Prostitutions-Verbot fordere, sondern ein Sexkauf-Verbot. Nicht die Frauen in der Prostitution sollen bestraft werden, sondern die Freier: «Ziel der Kampagne ist nicht – wie viele Medien berichten – das Verbot der Prostitution, sondern die Diskussion, ob die Nachfrage nach bezahltem Sex unter Strafe gestellt werden soll.» In Schweden gelte Prostitution als Verstoss gegen die Würde des Menschen. Zum Verbot des Sexkaufs nach nordischem Vorbild gehöre nicht nur die Freier-Bestrafung. Dazu gehöre auch, Prostitution als geschlechtsspezifische Gewalt anzuerkennen, Prostituierte zu entkriminalisieren und zu unterstützen, auch beim Ausstieg.

Frauenorganisationen gespalten
Die Reaktionen auf die Kampagne zeigten, dass die Mitgliedverbände der Frauenzentrale Zürich gespalten sind. Auch «Terre des Femmes Deutschland» und «Terre des Femmes Schweiz» haben völlig konträre Ansichten zur Prostitution und werden ihre Zusammenarbeit nun beenden. Aktueller Anlass ist die Kampagne «Sexarbeit ist Arbeit – für die Rechte von Sexarbeitenden» der Schweizerinnen. Davon distanzierten sich die Deutschen «klar und eindeutig». Sie fordern wie die Frauenzentrale Zürich ein Sexkauf-Verbot.

Pro und Kontra Sexkauf-Verbot
Die Befürworterinnen eines Sexkauf-Verbotes wollen ein Umdenken. Solange Männer Frauen wie eine Ware kaufen können, gebe es keine Gleichberechtigung. Prostitution sei ein System der Ausbeutung, frauenverachtend und kein Beruf wie jeder andere. Sie sei meist mit Gewalt verbunden und schade Frauen auch gesundheitlich. Prostitution sei ein Milliardengeschäft mit einer mächtigen Lobby, die sich für die Legalisierung engagiert. Die Legalisierung signalisiere, dass es in Ordnung ist, eine Frau zu kaufen. Und sie fördere den Frauenhandel.
Die Gegnerinnen eines Sexkauf-Verbotes kritisieren, ein Sexkauf-Verbot unterscheide nicht zwischen selbstbestimmter und erzwungener Prostitution. Es bevormunde Prostituierte und treibe sie in die Illegalität. Sexarbeit sei eine Dienstleistung wie jede andere. Sie sei jedoch stigmatisiert, was die Prostituierten belaste. Gleichberechtigung sei nicht möglich, wenn man Prostituierte stigmatisiere und entmündige. Die Legalisierung der Prostitution ermögliche es Prostituierten, Rechte einzuklagen.

Ein Sexkauf-Verbot nach schwedischem Vorbild gibt es mittlerweile auch in anderen Ländern wie Frankreich, Kanada, Norwegen, Nordirland, Irland, Island und Israel.

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