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Bereits letzten Herbst demonstrierten in Italien Zehntausende für Frauenrechte. © infoaut

Italienische Regierung unterstützt Abtreibungsgegner

fs /  Abtreibungsgegner und politisch Rechte vernetzen sich am «World Congress of Families». Sie wollen Frauenrechte abbauen. Auf der Rednerliste sind auch Minister.

Ende März findet der christlich-fundamentalistische «World Congress of Families» in Italien und damit erstmals in einem westeuropäischen Land statt. Veranstalterin ist die «International Organisation for the Family» aus den USA. Italiens populistische Regierung hat kürzlich die Schirmherrschaft übernommen. Der Kongress in Verona soll «die natürliche Familie als einzige stabile und dauerhafte Einheit der Gesellschaft» bestätigen, feiern und verteidigen, heisst es auf der Webseite.

Minister auf Rednerliste
Auf einer ersten Liste von Rednerinnen und Rednern in Verona sind unter anderen Italiens reaktionärer Familienminister Lorenzo Fontana und Innenminister Matteo Salvini aufgeführt. «Ihr Kampf für die natürliche Familie ist für das Überleben der Menschheit unerlässlich», meinte Salvini in einer Grussbotschaft an die Teilnehmer des Kongresses im letzten Jahr. Familienminister Lorenzo Fontana hatte kurz nach seinem Amtsantritt gesagt, er wolle die Geburtenrate erhöhen und den Kampf gegen Schwangerschaftsabbrüche verstärken.

Präsident des Europaparlamentes auf Rednerliste
Sogar der Präsident des Europäischen Parlamentes, Antonio Tajani von der konservativen Forza Italia, war bis Mitte Februar auf der Rednerliste. Danach wurde sein Name gestrichen. Tajani hat aber bis heute seinen Rückzug nicht öffentlich bestätigt. Vor seiner Parlamentspräsidentschaft hatte er Abtreibungen und die Ehe für alle vehement abgelehnt. Unter den über 40 angekündigten Rednerinnen und Rednern ist auch Fürstin Gloria von Thurn und Taxis aus Deutschland. Sie unterstützte letzten Herbst die «Demo für alle» gegen den Sexualkundeunterricht an Schulen, berichtet die «Tageszeitung». Den Organisatoren dieser Demonstration werden Verbindungen zu Rechtsextremen vorgeworfen.

Selbstbestimmungsrecht einschränken
Der «World Congress of Families» findet jährlich statt und gilt als weltweit wichtigstes Treffen, an dem sich Abtreibungsgegner und antifeministische Rechte verbünden. Ein zentrales gemeinsames Anliegen ist es, das Selbstbestimmungsrecht der Frauen über ihren Körper einzuschränken. Schwangerschaftsabbrüche und gleichgeschlechtliche Ehe werden verteufelt. Die «natürliche» Familie aus Mann, Frau und möglichst vielen Kindern wird gepriesen.

Gegen-Kongress und Demonstrationen
Finanziert wird der «World Congress of Families» von Geldgebern aus dem Westen und aus dem Osten. In Italien wollen Abgeordnete jetzt von der Regierung wissen, ob die Regierung den Kongress in Verona aus öffentlichen Mitteln mitfinanziert. Der liberale Pro-Europäer Riccardo Magi nannte die Schirmherrschaft einen «Schlag gegen die grundlegenden Prinzipien der Gleichheit und Diskriminierungsfreiheit unserer Verfassung». Aktivistinnen der feministischen Anti-Gewalt-Bewegung «Non una di meno» organisieren zeitgleich zum Kongress einen Gegen-Kongress sowie Demonstrationen in Verona.


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