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Klitoris-Modell aus dem 3D-Drucker. © MD

Klitoris-Modell soll Sexualkundeunterricht revolutionieren

fs /  In Frankreich werden Jugendliche seit kurzem anschaulich über das Zentrum der weiblichen Lust aufgeklärt. Damit soll die weibliche Sexualität mehr Gewicht erhalten.

Die Klitoris liegt grösstenteils im Körperinneren. Sie erreicht die Grösse eines durchschnittlichen Penis und kann wie dieser anschwellen. Ein Modell aus dem 3D-Drucker macht sie sichtbar.

Tabu Klitoris
An französischen Schulen stand im Sexualkundeunterricht bisher die männliche Sexualität im Vordergrund. Schülerinnen und Schüler lernten viel über den Penis als Fortpflanzungsorgan und Körperteil zur Lustgewinnung. Das Zentrum der weiblichen Lust hingegen blieb oft ein Tabu. Ein Klitoris-Modell ermöglicht es nun, Jugendlichen die Form der Klitoris zu veranschaulichen. Die Forscherin und Sozialmedizinerin Odile Fillod hat das Modell entwickelt. Sie hatte festgestellt, dass es kaum Schulbücher mit Darstellungen der Klitoris gibt.

«Klitoris ist Äquivalent zum Penis»
Im «Guardian» sagte Fillod, es sei vor allem für junge Frauen wichtig zu lernen, was in ihrem Körper passiert, wenn der Schwellkörper stimuliert wird. Fillod: «Wenn Frauen die Funktion der Klitoris verstehen, können sie aufhören, sich zu schämen oder abnormal zu fühlen, wenn sie alleine durch Vaginalverkehr nicht zum Höhepunkt kommen können.» Anhand des Klitoris-Modells könne man den Jugendlichen zeigen, dass aufgrund der weiblichen Anatomie bei den meisten Frauen die Klitoris in den Sexualakt einbezogen werden müsse, damit die Frau einen Orgasmus erreicht. Fillod: «Es ist wesentlich, zu wissen, dass das weibliche Äquivalent zum Penis nicht die Scheide, sondern die Klitoris ist. Frauen bekommen auch eine Erektion, wenn sie erregt sind, man sieht dies nur nicht, weil der Grossteil der Klitoris im Körper liegt.» Fillod hofft, dass möglichst viele Lehrpersonen das Klitoris-Modell im Unterricht nutzen.

Wissenschaftlich vernachlässigt
Die Klitoris wurde wissenschaftlich lange vernachlässigt. Das Interesse galt der Vagina, die in Analogie zum Penis definiert wurde. Die australische Chirurgin und Urologin Helen O’Connell hat 1998 die Anatomie der Klitoris beschrieben und gilt seither als Entdeckerin der Klitoris. Doch laut dem «Guardian» gab es schon viel früher in medizinischen Lehrbüchern Darstellungen der Klitoris. Die Medizin habe sich jedoch nicht dafür interessiert, weil die Klitoris nicht direkt mit der Fortpflanzung zu tun hat.


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