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«Magersuchtindustrie»: Ann Ward, Siegerin der 15. Topmodel-Staffel in den USA. © CWN

Sendeschluss für «America’s Next Topmodel»

fs /  Die Castingshow «America’s Next Topmodel» wird Ende Jahr eingestellt. Die Modeindustrie will andere Models.

Die erste Topmodel-Castingshow lief 2003. Nach 22 Staffeln ist Schluss. Der TV-Sender CW hat keinen Grund für das Aus genannt. Sinkende Einschaltquoten und eine veränderte Modeindustrie sind laut US-Medien die Gründe.

Die Idee für «America’s Next Topmodel» hatte das frühere Model Tyra Banks. Sie ist Moderatorin, Chefjurorin und Produzentin der Sendung. Banks verkaufte das «Next Topmodel»-Sendekonzept als Franchise weltweit in zahlreiche Länder. In Deutschland startete 2006 Heidi Klum mit «Germany’s Next Topmodel». Die nächste Staffel ist in Vorbereitung. Deutsche Medien spekulieren, dass auch die Sendung von Heidi Klum bald eingestellt werden könnte, da deren Einschaltquote seit Jahren sinkt.

Aus der Mode gekommen
Die Sendung produziere Models am Markt vorbei, schreibt die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ). In der Modeindustrie seien nicht mehr «stromlinienförmige» Supermodels gefragt. Erwünscht seien heute Models mit abweichendem Aussehen. Kräuselhaar, Schlupflider, dicke Augenbrauen oder abstehende Ohren würden nicht mehr die Karriere verbauen, sondern im Gegenteil erst ermöglichen. «Die Luxuswelt, die so sehr von ihrer Ausstrahlung profitiert, hadert heute mit der blankpolierten Oberfläche.»
«Magersuchtindustrie»
Den Topmodel-Castingshows wird immer wieder vorgeworfen, bei jungen Frauen Magersucht zu propagieren. In den USA gab es besonders grosse Schlagzeilen, als Ann Ward zur Siegerin der 15. Topmodel-Staffel im Jahr 2010 gekürt wurde. Bei einer Körpergrösse von 1,88 Metern wog sie nur 45 Kilo. Ward sei von Natur aus so dünn, sagte damals Tyra Banks. Die FAZ schreibt von einer «Magersuchtindustrie». Die Show kreiere mit abschätzigen Bemerkungen ein repressives System, «dessen Bedingungen im Unterricht Thema sein sollten – und zwar schon in der Grundschule». Wenn es die «Next Topmodel»-Sendung nicht mehr gebe, werde der Bedarf nach Aufklärung nicht kleiner. Im Gegenteil: In den sozialen Medien sei längst eine neue «Magersuchtindustrie» entstanden. In privaten Foren seien die Diskurse nicht mehr öffentlich und damit noch gefährlicher für Jugendliche als in TV-Sendungen.


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