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Tegwen Tucker twitterte Fotos von sich und von der Nike-Puppe mit ähnlichem Körper. © nike/Tucker

«Sie ist fettleibig, sie kann gar nicht rennen»

fs /  Die Sportmarke Nike stellt erstmals Schaufensterpuppen in Plus-Size-Grössen auf. Die Meinungen gehen diametral auseinander.

Anfang Juni hat der Sportbekleidungs-Hersteller Nike in seinem Flagship-Store in London erstmals auch Plus-Size-Schaufensterpuppen aufgestellt. Dies hat im englischsprachigen Raum eine Kontroverse unter Frauen ausgelöst.

«Nike normalisiert Übergewicht»
Anlass war ein Kommentar in der britischen Tageszeitung «The Telegraph». Darin unterstellt die Journalistin Tanya Gold Nike Zynismus. Die Schaufensterpuppe trage nicht bloss Grösse 44, welche die Gesundheit von Frauen nicht gefährde. Sie sei vielmehr stark übergewichtig. Eine Frau mit solchen Massen sei zu dick, um einfach losjoggen zu können: «Die neue Schaufensterpuppe ist in jeder Beziehung fettleibig und bereitet sich garantiert nicht auf einen Lauf in ihrer glänzenden Nike-Sportkleidung vor. Sie kann gar nicht rennen. Sie ist wahrscheinlich prä-diabetisch und auf dem Weg zu einer Hüftprothese.» Nike normalisiere mit der Puppe Übergewicht und tue so, als sei dies gesund.

«Auch füllige Frauen können Sport treiben»
In den sozialen Medien kritisierten Userinnen Tanya Gold. Auf Twitter schrieb beispielsweise Tegwen Tucker, dass sie schon Halbmarathon und Marathon gelaufen sei, obwohl sie so aussehe wie die angeblich unsportliche Schaufensterpuppe: «Wenn Sie glauben, dass übergewichtige Frauen nicht laufen können, haben Sie die letzten Jahre hinter den Bergen gelebt.» US-Autorin Roxane Gay schrieb, dass auch füllige Frauen Sport treiben können: «Ich trainiere sechs Tage in der Woche. Ich bin dick. Ich trage Sportkleidung während des Trainings. Und die Erde dreht sich weiter.» Plus-Size-Bloggerin Callie Thorpe kritisierte eine Doppelmoral: «Es ist lächerlich, dass dicke Menschen verspottet, gemobbt und dazu angewiesen werden, ins Fitnessstudio zu gehen, um Gewicht zu verlieren. Während ihnen gleichzeitig auf der anderen Seite gesagt wird, dass sie keine sportliche Bekleidung für ihre Körper verdient haben. Merkt ihr, wie dämlich das ist?» Moderatorin und Schauspielerin Jameela Jamil forderte Gold und den «Telegraph» auf, sich zu entschuldigen. Eine solche Hasstirade würde die Zeitung gegen andere Minderheiten nicht dulden.

Puppen in Durchschnittsgrösse
In Grossbritannien sorgte die Kaufhauskette Debenhams vor einigen Jahren für Aufsehen, weil sie Puppen in Grösse 42 in ihre Läden stellte. «42 ist die Durchschnittsgrösse britischer Frauen», lautete die Begründung. «Wir wollen, dass sich Frauen in ihrem Körper wohlfühlen und nicht durch völlig unrealistische Vorbilder verunsichert werden.»


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