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Rebecca Bender wurde zur Prostitution gezwungen. © oveTV

«Stoppt Verherrlichung der Prostitution»

fs /  Eine junge Amerikanerin war sechs Jahre in den Fängen von Frauenhändlern. Jetzt will sie die Gesellschaft aufrütteln.

Die US-Amerikanerin Rebecca Bender war 18 Jahre alt und schwanger, als sie sich in einen Mann verliebte. Sie sei unsicher gewesen und dieser Mann habe ihr Antworten auf ihre Fragen, Versprechen für die Zukunft und Sicherheit gegeben, schreibt sie in einem Artikel für «Women’s eNews». Sie zog mit ihrem Freund in eine weit entfernte andere US-Stadt. Dort zwang er sie gewaltsam zur Arbeit als Escort-Prostituierte. «Auf diese Weise werden unzählige Mädchen und Frauen getäuscht und dann in die Prostitution gezwungen.»

«Sklaverei mitten unter uns»
Bender wurde in den sechs Jahren als Zwangsprostituierte drei Mal verkauft, war mehrmals wegen schweren Verletzungen im Spital und auch im Gefängnis. Niemand erkannte ihre Zwangslage. Zwei Frauenhändler tätowierten ihre Namen auf ihren Körper, um Bender als ihr Eigentum zu kennzeichnen. «Das ist gängige Praxis.» Das Geld der Kunden musste sie abgeben. Bender unternahm mehrere Fluchtversuche, wurde jedoch von ihren Zuhältern psychisch derart unter Druck gesetzt, dass sie jedes Mal zurückkehrte. Sie drohten ihr beispielsweise mit der Entführung ihres Kindes oder Gewalt gegen ihre Herkunftsfamilie. «Ich lebte in einem ständigen Zustand der Angst.» In den reichen Nationen verstehe man unter Frauenhandel meist Kinder in der dritten Welt. «Doch moderne Sklaverei existiert mitten unter uns.» Vom Frauenhändler bis zum Taxifahrer würden viele dazu beitragen, dass das «kriminelle Geschäft» mit den Frauen gut laufe.

«Mythen über Prostitution»
Bender kritisiert die «Mythen über Prostitution». Was grundsätzlich schädlich ist, werde als frei gewählter Lebensstil verherrlicht. «Ich wurde zu erniedrigenden Handlungen gezwungen, oft mit Männern älter als mein Grossvater. Und es waren nicht nur die Menschenhändler, die mich ausbeuteten. Die reichen Kunden, die meinen Körper gekauft hatten, waren keine Heiligen. Während ich bei einem Kunden war, sass mein Zuhälter in einem Wagen mit meiner kleinen Tochter vor dem Haus, und signalisierte mir damit, dass ihr Wohlergehen, ihr Überleben, von meinem Tun abhängig war.» Die Flucht gelang erst, als ihr letzter Zuhälter wegen Steuervergehen ins Gefängnis musste.

«Kunden verschliessen die Augen»
Rebecca Bender wirft den Kunden vor, die Augen zu verschliessen. «Sie wollten glauben, dass ich eine selbstständige, glückliche Prostituierte bin, wie Julia Roberts im Film ’Pretty Woman’.» Prostitution zu verherrlichen und zu legitimieren, sei für die Opfer von Frauenhandel «zutiefst entmutigend.» Alle könnten etwas dagegen tun: «Männer und Frauen müssen aufstehen und unsere Kultur ändern, die Prostitution verherrlicht und damit normalisiert.» Bender selber informiert nun landesweit über Frauenhandel, bietet Schulungen für Behörden und Gesundheitsinstitutionen an und unterstützt Überlebende des Menschenhandels.

Umstrittene Freiwiligkeit
Die Frage, ob es eine freiwillige Prostitution gibt und ob diese von Zwangsprostitution unterschieden werden kann, ist umstritten. Je nach Standpunkt wird der Staat aufgefordert, die freiwillige Prostitution zu legalisieren, oder das Milliardengeschäft konsequent zu unterbinden und Prostituierte beim Ausstieg zu unterstützen.


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