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Rote statt blaue Flüssigkeit: Ausschnitt aus dem Bodyform-Werbespot. © bodyform

Tabubruch: Regelblut ist rot statt blau

fs /  Ein Hersteller demonstriert die Saugfähigkeit von Slipeinlagen mit einer roten statt der üblichen blauen Flüssigkeit. Das soll die Menstruation entstigmatisieren.

Über Menstruation wird öffentlich kaum gesprochen und die Werbung stellt das Blut meist hellblau dar. Der britische Hygienekonzern Bodyform bricht das Tabu. «Die Regel ist normal. Sie zu zeigen, sollte es auch sein», heisst der Slogan zum neuen Werbespot. Dieser trägt den Titel «Blood Normal» und wirbt für ein «furchtloses Leben».

Tabu brechen
Im Werbespot wird zuerst eine rote Flüssigkeit auf eine Binde gekippt, um die Saugfähigkeit zu demonstrieren. Zu diesem Zweck wird üblicherweise blaue Flüssigkeit verwendet. Der Werbespot zeigt auch eine Frau, der unter der Dusche das Blut über das Bein rinnt. Eine Situation,


Werbevideo «Blood Normal» von Bodyform.

wie sie alle Frauen kennen. Bodyform will mit der Kampagne das «Stigma rund um die Periode» aufbrechen. Tanja Grubna von Essity, dem Mutterkonzern von Bodyform, sagte gegenüber der «BBC»: «Wir glauben, dass es wie bei jedem anderen Tabu ist: Je öfter Menschen damit konfrontiert werden, desto normaler wird es für sie.»

«Kein Blut sollte uns zurückhalten»
Die Menstruation wird seit Jahrhunderten tabuisiert und Frauen und Mädchen werden deswegen stigmatisiert. Mit der üblichen blauen Flüssigkeit zementierte die Werbebranche das Bild der Menstruation als etwas Peinliches, das Frauen bremst. Die blaue Flüssigkeit bei Binden-Werbungen ist offenbar vielen ein Dorn im Auge. So hat eine Online-Umfrage von Bodyform ergeben, dass eine grosse Mehrheit der befragten Frauen und Männer eine realistischere Darstellung der Regelblutung wünscht. Bodyform hat in der letztjährigen Werbekampagne erstmals Blut gezeigt. Bilder von Frauen mit blutenden Wunden an Kopf, Händen und Füssen standen symbolisch dafür, dass Frauen sich von Blut nicht abschrecken lassen. Die Slogans hiessen «Kein Blut sollte uns zurückhalten» und «Lass Dich nicht von der Menstruation stoppen».

«Period Positivity»
In den sozialen Medien engagieren sich vor allem junge Frauen für eine positive und tolerante Einstellung gegenüber der Menstruation («Period Positivity»). Die US-Aktivistin Kiran Gandhi lief vor zwei Jahren den London-Marathon während ihrer Periode ohne Tampon oder Binde. Das Bild von ihr in der Trainingshose mit grossem Blutfleck ging um die Welt. Die kanadische Künstlerin Rupi Kaur veröffentlichte auf Instagram ein Foto von einer schlafenden Frau. Auf ihrer Hose und auf dem Bettlaken waren Blutflecken zu sehen. Instagram löschte das Foto mehrmals und gab es erst nach einem Proteststurm frei. Kaur kritisierte, dass Instagram Fotos von Frauen in Unterwäsche erlaube, aber nur wenn darauf kein Blut zu sehen ist.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

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