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Chimamanda Ngozi Adichie gibt Tipps für die Erziehung von Töchtern zu selbstbestimmten Frauen. © Fischer Verlag

Vorbild sein für starke Töchter

fs /  Mädchen lernen, sich klein zu machen. Damit muss Schluss sein, sagt eine Feministin. Wie Mädchen selbstbestimmte Frauen werden, zeigt ihr Ratgeber.

Die nigerianische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie ist Urheberin des mittlerweile berühmten Slogans «We Should All Be Feminists». In einem Brief an eine Freundin gibt die 40-Jährige Tipps, wie sie ihre Tochter frei von Rollenklischees zu einer selbstbestimmten Frau erziehen kann. Die wichtigsten Ratschläge:

Vorbild sein
Eine Mutter, die ihre Tochter zu einer selbstbestimmten Person erziehen will, muss laut Adichie selber eine sein. Mutterschaft sei ein grossartiges Geschenk. Doch eine Tochter profitiere, wenn sich ihre Mutter nicht nur als Mutter definiert. Adichie rät ihrer Freundin, einer Arbeit nachzugehen, die sie gerne macht. Und sie solle immer auch auf ihre eigenen Bedürfnisse hören.

Sprache hinterfragen
Sprache ist die Quelle von Vorurteilen, Überzeugungen und Annahmen, schreibt Adichie. Mütter sollen ihre eigene Sprache hinterfragen und dies auch den Töchtern beibringen. Ein Beispiel: Wenn der Mann seine Vaterrolle wahrnimmt, soll man ihn dafür nicht übertrieben loben und auch nicht von «Hilfe» sprechen. Das erweckt laut Adichie den Eindruck, dass die Aufgabe eigentlich die Mutter erfüllen müsste und der Vater sie heroisch übernimmt. Doch für die Betreuung der Kinder seien beide Elternteile zu gleichen Teilen verantwortlich. Ein zweites Beispiel: «Wenn jemand X bei Frauen kritisiert, nicht aber bei Männern, dann hat dieser jemand kein Problem mit X, sondern mit Frauen. Für X setze bitte Ärger, Ehrgeiz, laut sein, Sturheit, Kälte, Rücksichtslosigkeit ein.»

Ehrlich statt liebenswert sein
Die Mutter soll ihrer Tochter beibringen, nicht danach zu streben, liebenswert zu sein, um bei anderen beliebt zu sein: «Bring ihr bei, ehrlich zu sein. Und gütig. Und mutig.» Frauen dürften auch wütend sein. Das müsse die Mutter vorleben.

Äusseres akzeptieren
Eine feministische Erziehung bedeute nicht, Weiblichkeit abzulehnen, schreibt Adichie. So müsse eine Tochter selber entscheiden können, wie sie ihr Äusseres gestalten will. Eine Mutter müsse deshalb Make-up genauso akzeptieren, wie wenn die Tochter sich nicht schminken möchte. Feminismus und ein Interesse für stereotypisch feminine Dinge wie Mode und Schminke würden einander nicht ausschliessen. Adichie selber liebt Mode und Kosmetik, was ihr schon Kritik eingetragen hat.

«We Should All Be Feminists»
Adichie hat vor fünf Jahren mit dem Vortrag «We Should All Be Feminists» für Aufsehen gesorgt. Darin erklärte die Autorin in einfachen Sätzen, was Patriarchat und Feminismus sind und welche Auswirkungen sie auf Frauen und Männer haben. Ihr Fazit: Soziale, politische und ökonomische Gleichberechtigung der Geschlechter ist besser für alle. Der Vortrag fand online ein grosses Publikum. Er inspirierte Beyoncé für einen Song und die Kreativchefin von Dior für ein T-Shirt mit diesem Slogan. Das Manuskript des Vortrags erschien später als Buch unter dem Titel «Mehr Feminismus!» auch auf deutsch. In Schweden wurde das Buch gratis an alle 16-jährigen verteilt.


Chimamanda Ngozi Adichie, Liebe Ijeawele… Wie unsere Töchter selbstbestimmte Frauen werden, Fischer Taschenbuch Verlag 2017, Preis: EUR 8.00 / CHF 12.90

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