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Die Künstlerin Shamsia kämpft mit Graffitis gegen die Unterdrückung der Frau © Terre des Femmes

Afghanistan: Mit Graffiti Frauen sichtbar machen

fs /  Die afghanische Künstlerin Shamsia will mit ihren Graffitis Frauen in der männlich geprägten Gesellschaft sichtbar machen.

Frauen würden in Afghanistan einfach vergessen, sagt die 25-Jährige. «Unter den Taliban war die Gesellschaft rein männlich. Ich will mit meiner Kunst die Frauen zurück in die Gesellschaft bringen. Wenn ich sie male, sind sie präsent, selbst wenn sie die Burka tragen. Ich zeichne sie viel grösser, als sie in der Realität sind, um ihnen mehr Gewicht zu verleihen. Und ich male extrabreite, extraspitze Schultern, damit sie stärker aussehen. Die Leute sollen Frauen mit anderen Augen sehen.» Ihr Weg sei es, «über die Kunst für die Emanzipation der Frauen zu kämpfen».
Shamsia’s Frauen in den blauen Burkas wirken selbstbewusst und nachdenklich. Shamsia: «Ich will Frauen eine Stimme geben und die gängigen Vorurteile durchbrechen, Frauen in Burkas seien unglücklich und benötigten keine Bildung. Beides ist falsch.» Nicht die Burka sondern mangelnde Bildung sei das grösste Problem für Mädchen und Frauen, sagt Shamsia. Ein grosser Teil der Gesellschaft wolle nicht, dass Mädchen zur Schule gehen. Doch nur wer Bescheid wisse, könne sich für seine Rechte einsetzen. «Die Frauen erreichen die Gleichstellung, wenn sie zur Schule gehen, nicht wenn sie die Burka ausziehen», sagte Shamsia gegenüber «Le Temps».
Sprayen kann lebensgefährlich sein
Die Leidenschaft für Graffiti entdeckte die junge Künstlerin während eines Workshops mit dem britischen Graffiti-Künstler Chu vor drei Jahren. Zuvor hatte sie vor allem mit Öl gemalt. Heute unterrichtet sie an der Universität Kabul Zeichnen und gibt private Graffiti-Workshops. In Afghanistan kann es lebensgefährlich sein, im öffentlichen Raum Graffiti zu sprayen. Ommolbanin Hassani, wie Shamsia mit richtigem Namen heisst, wurde bisher beschimpft, muss aber auch mit tätlichen Übergriffen rechnen.
In Kabul spraye sie deshalb nicht an rege frequentierten Orten, da es sofort eine Menschenansammlung gäbe. Sie bevorzuge geschlossene Orte wie Ruinen von grossen Gebäuden, sagt Shamsia. Doch auch dort sei die Arbeit gefährlich, da es viele Minen gebe. Wegen der schwierigen Sicherheitslage hat Shamsia die «Dreaming Art» erfunden. Sie fotografiert Gebäude, die sie am Computer mit Farben «besprayt» und auf Facebook veröffentlicht. Manchmal druckt sie die Fotos aus und bemalt sie mit Pinsel. Ihre Werke zeigt sie an Ausstellungen in Kabul und im Ausland.
Wenn die Sonne scheint, vergesse sie ihre Probleme, sagte Shamsia bei einem Besuch in der Schweiz auf Einladung der Frauenrechtsorganisation «Terre des Femmes». Die Sonne sei ihr Lieblingsmotiv. Ihr Künstlername Shamsia bedeute auf Arabisch Sonne.


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