Uni Leipzig: Der Professor wird zur Professorin

fs /  An der Universität Leipzig werden alle Männer künftig mit weiblichen Titeln bezeichnet. Das hat eine heftige Kontroverse ausgelöst.

Die neue Grundordnung (Satzung) der Universität Leipzig benutzt nur noch weibliche Bezeichnungen. Eine Fussnote weist darauf hin, dass die weibliche Bezeichnung sowohl für Personen männlichen als auch weiblichen Geschlechts gilt. Dies hat der erweiterte Senat beschlossen, dem 77 Mitglieder angehören, berichtet die «Leipziger Volkszeitung». Die weiblich formulierte Grundordnung tritt in Kraft, wenn das sächsische Wissenschaftsministerium bis September nicht widerspricht.
Mit der bundesweit bisher einmaligen Sprachregelung werden alle Männer in der Grundordnung künftig mit weiblichen Titeln bezeichnet, auch in offiziellen Schreiben. Die bisher übliche Schrägstrichvariante, wie Professor/Professorin, wird abgeschafft.
Die Sprachreform löste in Deutschland eine heftige Kontroverse aus. Die Gegner der Sprachreform sprachen von «Irrsinn», «Gender-Wahn» und «Sackgasse». Eine neue Facebook-Seite forderte die Abberufung der Rektorin Beate Schücking, die «wie ein Transsexueller» aussehe. Der Jurist Bernd-Rüdiger Kern von der Universität Leipzig sagte, die Reform sei ein Feminismus, welcher «der Sprache nicht gut tut und inhaltlich nichts bringt». Heutzutage beinhalte die männliche die weibliche Form. «Das hätte man auch mit einer Fussnote erklären können.»
Frauen auch durch Sprache sichtbar machen
Der Gebrauch der maskulinen Form für gemischte Gruppen diskriminiere Frauen tagtäglich, kommentierte die «Süddeutsche Zeitung»: «Genau das, worüber die meisten Männer sich echauffieren, ist für Frauen der Normalzustand. Das ist die alltägliche Ungerechtigkeit, die Anmassung, die Frauen in unserer Gesellschaft neben den vielen anderen Diskriminierungen noch immer zugemutet wird. Hier Einspruch zu erheben, hat nichts mit Ideologie zu tun.» Rektorin Beate Schücking sagte, die teilweise aggressiven Reaktionen zeigten, «dass es mit der Gleichstellung noch nicht so weit her ist». Die neue Sprachregelung sei ein symbolischer Akt, der die zahlreichen Frauen an der Universität Leipzig in der Grundordnung sichtbarer mache. Schücking: «Mir fehlt einfach die Phantasie dafür, dass Männer unter der neuen Sprachregelung leiden könnten. Wir Frauen haben uns doch auch daran gewöhnt, dass man uns als Frau Professor bezeichnet.» Wirtschaftswissenschaftlerin Friederike Maier von der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) in Berlin äusserte sich im «Spiegel» begeistert: «Wir haben an unserer Hochschule die Vorschrift, geschlechtergerecht zu formulieren. Also nutzen viele die männliche Formulierung und machen eine Fussnote, dass auch Frauen gemeint sind. Aber ich fühle mich damit nicht mitgemeint.»
Der Senat der Universität Potsdam hat seine Geschäftsordnung weiblich formuliert. Die Neufassung soll die Geschäftsordnung leichter lesbar machen. Der Beschluss sei nicht mit der viel umfassenderen Entscheidung der Universität in Leipzig zu vergleichen, sagt Uni-Sprecherin Birgit Mangelsdorf. Die Geschäftsordnung regle lediglich die Arbeitsweise des Senats und sei eine von vielen Ordnungen der Universität.


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