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Mitarbeitermagazin der Agir AG: Sexistische Sprache und Inhalte. © ge

Halbnackte Frauen und schlüpfrige Sprüche

fs /  Eine Schweizer Baufirma sorgt mit zweideutiger Sprache und diskriminierenden Inhalten für Schlagzeilen. Sie ist Wiederholungstäterin.

Grob sexistische Sprüche und Werbesujets prägen Webseite und Mitarbeitermagazin der Zürcher Bau- und Betonfirma Agir AG, berichtete der «Anzeiger von Affoltern». Die Agir AG hat schon mehrmals Bauaufträge des Kantons Zürich erhalten. Dieser schreibt Auftragnehmern vor, Frauen und Männer gleich zu behandeln. Die kantonale Baudirektion überprüft deshalb jetzt laut dem «Tages-Anzeiger» die Vergabe von Aufträgen an die Agir AG.

«Heisse Bräute»
Das Unternehmen hat rund 350 Mitarbeitende und acht Tochterfirmen, drei davon im Ausland. Dazu hiess es auf der Webseite: «Weil es der Familie in der Schweiz auf Dauer zu langweilig war, heiratete sie flugs ein paar heisse Bräute im Ausland. Zwei Tschechinnen und eine Serbin lautet der aktuelle Haremszwischenstand.» Die Bräute sind mittlerweile von der Webseite verschwunden. Neu ist von einer «grossen Patchworkfamilie» die Rede.

Zweideutige Sprache
Das Mitarbeitermagazin «grünes edelweiss» ist ganz von der Webseite verschwunden. Es werde «aus Freude» gemacht und sei nur für die Mitarbeitenden bestimmt, hiess es dazu. Das Heft erscheint alle drei bis vier Monate in einer Auflage von 1100 Exemplaren. Laut dem «Anzeiger von Affoltern» ist es voll schlüpfriger und zweideutiger Sprache. Von «abfiggen», «spritzige Sache» über «neues Loch, neues Glück», «geiles Schmierentheater» oder «günstig und geil» ist die Rede. In einem Beitrag über Sandwiches stand: «Je schärfer desto besser gilt für Frauen, NICHT für Geniesser!» Und auf der letzten Seite sind unter der Rubrik «Edelweiss schlüpfrig» halbnackte Frauen in sexuellen Posen zu sehen.

«Marketing-Tussi»
Der Sexismus macht auch vor Mitarbeiterinnen nicht Halt. Über Redaktorin Alexia Dominguez schrieb Redaktionsleiter Marino Crescionini, früherer Geschäftsleiter und heutiger Verwaltungsrat der Agir AG: «Nach zig abgeschmetterten Design-Vorschlägen hat sich Marketing-Tussi Alexia endlich entschieden!». Die «Agir-Blume» Rahel Mondgenast organisierte den betriebsinternen Ski-Tag. Crescionini kritisierte sie im Magazin, weil im Car dauernd ein Piepston zu hören war: «Danke für die Organisation Rahel, bis nächstes Jahr! Fürs nächste Mal eine kleine Anregung: Wenn schon Piepen, dann eine veritable Peep-Show, bitte. Dann sind garantiert noch mehr dabei.»

Gleichstellungsgesetz verletzt
Für Helena Trachsel von der kantonalen Fachstelle für Gleichstellung von Frau und Mann sind dies Anzeichen einer sexistischen Betriebskultur. Damit verstosse die Baufirma gegen das Diskriminierungsverbot im nationalen Gleichstellungsgesetz: «Frauen werden in der Mitarbeiterzeitschrift und auf den Werbesujets auf demütigende und sexistische Art und Weise zum Konsum angeboten. Und dies ausschliesslich aufgrund ihres Geschlechts. Damit pflegt die Agir eine diskriminierende Betriebskultur und verstösst gegen das Bundesgesetz über die Gleichstellung von Frau und Mann.» Und das offenbar seit Jahren, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Bereits vor fünf Jahren wurde die Agir AG wegen eines sexistischen Inserates gerügt. Sie zog damals das Inserat zurück, blieb aber offenbar bei sexistischen Sprüchen und Inhalten.


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