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Mit diesem Foto hat Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek einen Proteststurm ausgelöst. © GHH

Polizeischutz wegen geschlechtsneutraler Nationalhymne

/  In Österreich erhält die Frauenministerin Morddrohungen, weil sie öffentlich auf diskriminierende Sprache aufmerksam macht.

In der österreichischen Nationalhymne werden seit zwei Jahren nicht nur die «Söhne», sondern die «Töchter und Söhne» des Landes besungen. Bildungs- und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek machte auf ihrer Facebook-Seite den Volksmusiksänger Andreas Gabalier darauf aufmerksam, weil dieser sich geweigert hatte, den neuen Text zu singen. Damit löste sie einen Online-Proteststurm mit wüsten Beschimpfungen und Morddrohungen aus.
Frauenverachtung
Das sei ein «öffentlicher Akt von Frauenverachtung» schreiben die Autonomen Österreichischen Frauenhäuser und das Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen. Es sei inakzeptabel, dass sich kein Regierungsmitglied mit der Ministerin solidarisiert habe und dass sie Polizeischutz benötige, weil sie sich öffentlich für die Rechte von Frauen einsetze.
«Kämpferische Sprachfeministinnen»
Rund 800 Sprachfachleute, darunter landesweit bekannte Personen aus den Bereichen Kultur, Forschung und Medien, verlangen in einem offenen Brief an Bildungs- und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) und an Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP), den «Wildwuchs durch das sprachliche Gendern» in offiziellen Texten zu beenden. Geschlechtergerechte Formulierungen wie das Binnen-I und der Schrägstrich im Wortinneren zerstörten die gewachsene Struktur der deutschen Sprache bis hin zur Unlesbarkeit und Unverständlichkeit . «Ein minimaler Prozentsatz kämpferischer Sprachfeministinnen darf nicht länger der nahezu 90-prozentigen Mehrheit der Staatsbürger ihren Willen aufzwingen», heisst es in dem Schreiben.
Frauen nicht ausblenden
Kein Gehör findet diese Forderung bei Gabriele Heinisch-Hosek. «Sprache schafft Wirklichkeit. Weibliche Formen unerwähnt zu lassen und Frauen damit auszublenden, das wäre ein völlig falsches Zeichen.» Im Leitfaden «Geschlechtergerechter Sprachgebrauch», den das Frauenministerium herausgegeben hat, werden unter anderem Doppelformen (Schülerin und Schüler), geschlechtsneutrale Ausdrücke, unpersönliche Formulierungen und mit Einschränkungen Schrägstrich und Binnen-I empfohlen, «um zu signalisieren, dass die Personenbezeichnung auf Frauen und Männer Bezug nimmt».

Umstrittener Vorschlag
In Österreich schwelt seit Anfang dieses Jahres eine Kontroverse um geschlechtergerechte Sprache. Auslöser war der Vorschlag der Normungsinstituts «Austrian Standards», in schriftlichen Texten entweder beide Geschlechter anzuführen (Schülerinnen und Schüler) oder männlich zu formulieren. Das Binnen-I (SchülerInnen) und der Schrägstrich im Wortinneren (Schüler/-innen) seien aus Gründen der Verständlichkeit nicht empfehlenswert.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

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