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«Mein Körper, meine Entscheidung»: Frauen wollen selber über ihren Köroer entscheiden. © agovox

So entlarvt man Propaganda der «Lebensschützer»

fs /  Abtreibungsgegner sind international organisiert und auch in Europa auf dem Vormarsch. Ihre Sprache ist ein wichtiges Propagandamittel.

In Österreich fordert die Petition #fairändern, heute erlaubte späte Abbrüche bei schwerer körperlicher oder geistiger Behinderung des Kindes zu verbieten. Auch Abgeordnete der konservativen Parteien ÖVP und FPÖ unterstützen die Petition.

Geheimes Netzwerk gegen Frauenrechte
Für Neil Datta, Geschäftsführer des Europäischen Parlamentarischen Forums für sexuelle und reproduktive Rechte (EPF), ist die Petition beispielhaft für das Vorgehen der Abtreibungsgegner. «Direktdemokratische Instrumente werden genutzt, um Frauenrechte abzubauen.» Das EPF hat letztes Jahr aufgedeckt, dass christliche Fundamentalisten und Rechte sich im geheimen Netzwerk «Agenda Europe» organisiert haben, um Frauenrechte einzuschränken. Laut Datta loten sie derzeit auf politischer Ebene aus, wie weit sie gehen können. «Wenn sie erfolgreich sind, werden ähnliche Vorstösse in anderen Ländern gemacht», sagte Datta im SPÖ-Blog «kontrast.at».

Sprache als Werkzeug
Ein wichtiges Werkzeug der Abtreibungsgegner ist die Sprache. Zahlreiche Begriffe sind mittlerweile im alltäglichen Sprachgebrauch angekommen und werden auch in Politik und Medien unkritisch verwendet. Als in Deutschland letztes Jahr Ärztinnen vor Gericht standen, weil sie im Internet über Schwangerschaftsabbrüche informierten, veröffentlichte die Autorin und Juristin Eva Engelken auf ihrem Blog eine «Sprachwehr für Medien und Politik». Es gehe darum, die Begriffe der «Lebensschützer» durch Begriffe zu ersetzen, die Frauenrechte stärken.

Von «Lebensschutz» bis «ungeborenes Kind»
Einige Beispiele:

  • «Lebensschützer»: Dieser Begriff impliziert, dass Abtreibungsgegner Leben schützen wollen. Doch Abtreibungsverbote führen weltweit dazu, dass Frauen sterben. Lebensschützer seien Frauenrechtsgegner und müssten auch so bezeichnet werden, schreibt Engelken.
  • «Abtreibung», «Schwangerschaftsabbruch», «Kindstötung»: Mit diesen Begriffen rückt man Frauen sprachlich in die Nähe einer Mörderin. Statt von Schwangerschaftsabbruch, Abtreibung und Kindstötung soll man von einer «Entscheidung gegen eine Schwangerschaft» sprechen, empfiehlt Engelken. Damit mache man klar, dass eine Frau reproduktive Rechte hat und diese auch wahrnimmt.
  • «Ungeborenes Leben», «Ungeborenes Kind»: Diese Phrasen suggerieren, dass eine befruchtete Eizelle eigene Rechte hat. Damit wollen Abtreibungsgegner das Selbstbestimmungsrecht von Frauen über ihren Körper einschränken. Engelken schlägt als Alternativen vor, von «Leibesfrucht» oder «Zweiheit in Einheit» zu sprechen, wie das Bundesverfasssungsgericht formulierte. Das Selbstbestimmungsrecht von Frauen gegen ein Lebensrecht des Fötus auszuspielen, diskriminiere Frauen.
  • «Kultur des Todes»: Mit diesem Begriff fördern Abtreibungsgegner eine «Kultur des Frauenhasses», schreibt Engelken. Als Alternative schlägt sie vor, von einer «Kultur des Lebens» zu sprechen, die Frauen das Recht zugesteht, selber über ihren Körper zu bestimmen.

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

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