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Feministin und «Guardian»-Autorin Jessica Valenti wird online immer wieder übel beschimpft. © jv

Unflätige Web-Kommentare treffen mehrheitlich Frauen

fs /  Texte von Journalistinnen werden online überdurchschnittlich oft auf unflätige Weise kommentiert. Dies zeigt eine Auswertung der letzten zehn Jahre.

Die britische Tageszeitung «Guardian» veröffentlicht alle Artikel seit 2006 zuerst im Internet. Seither wurden 70 Millionen Kommentare auf der «Guardian»-Webseite gepostet. Zwei Prozent dieser Kommentare löschte das Moderationsteam, weil sie gegen die Richtlinien des «Guardians» verstiessen. Das sind etwa 1,4 Millionen Kommentare. Eine Analyse dieser gelöschten Kommentare zeigt, dass nicht tolerierbare Kommentare vor allem bei Artikeln von Frauen geschrieben wurden.

Journalistinnen attackiert
Unter den zehn Journalistinnen und Journalisten, deren Texte die meisten unflätigen Kommentare erhielten, sind acht Frauen. Dieser Anteil ist weit überdurchschnittlich, weil beim «Guardian» deutlich mehr Männer als Frauen Artikel schreiben. Journalistinnen werden besonders häufig attackiert, wenn sie über Männer-Themen wie Sport und Technik schreiben. Die zehn am seltensten beschimpften Autoren sind alle männlich und weiss.

Offene Fragen zur Kommentarfunktion
Die Frage, wie man mit unflätigen Kommentaren umgehen soll, beantwortet der «Guardian» nicht abschliessend. Bei bestimmten Themen wie Migration und Rassismus, schaltet er die Kommentarfunktion seit einiger Zeit nicht mehr frei. Das entspricht der Praxis anderer Zeitungen. Grundsätzlich auf die Kommentarfunktion verzichten will der «Guardian» jedoch nicht. Der Anteil der unflätigen Kommentare an allen Kommentaren sei mit zwei Prozent sehr klein. Weitere zwei Prozent kommen hinzu, weil sie Antworten auf die geblockten Kommentare waren. Eine engmaschige Prüfung aller Kommentare ist laut dem «Guardian» aufwändig und damit zu teuer, wenn täglich mehrere Zehntausend Kommentare gepostet werden. Der «Guardian» fragt deshalb jetzt seine Leserinnen und Leser, wie die Webseite zu einem sicheren Raum für konstruktive Debatten werden kann.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

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