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«Vaterinszenierung»: Strache mit Krawatte und zwei Ministerinnen bei seiner Rücktrittserklärung. © orf

Autoritäre Männerbilder prägen Regierungskrise

fs /  Macho, Vater, Retter: Die gestrauchelten österreichischen Politiker Heinz-Christian Strache und Sebastian Kurz inszenieren traditionelle Männlichkeit.

Österreichs ehemaliger Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) entschuldigte sein Verhalten im «Ibiza-Video» als «typisch alkoholbedingtes Machogehabe». Sein Parteikollege Johann Gudenus posiert in diesem Video in Pistolenpose als starker Mann. Regierungschef Sebastian Kurz (ÖVP) inszeniert sich als Retter, der im Alleingang die Nation aus der Krise führen will.

Strache, der Vater
Die österreichischen Politiker sind mit dieser Inszenierung traditioneller Männlichkeit keine Ausnahme. Die bekannteste zeigt den russischen Präsidenten Wladimir Putin mit nacktem Oberkörper auf einem Pferd. Als Strache vor die Presse trat, tat er dies in Anzug und Krawatte, die er sonst nur selten trägt. Er stellte sich als Ehemann und Familienvater dar. Die Politikwissenschaftlerin Gundula Ludwig kommentierte auf «diestandard.at»: «Dass er bei diesem Auftritt von zwei Ministerinnen gesäumt wurde, unterstrich die Vaterinszenierung als Anleihe an die Figur der Familie, um den Schaden abzuwenden.»

Strache, der Säufer
Seine Ausrede, es habe sich um eine «b’soffene G’schicht» gehandelt, sollte ihn entlasten. Eine typische Ausrede, die Männer auch bei Straftaten gerne anbringen, statt Verantwortung zu übernehmen. Laut Ludwig wird Straches Verhalten in der Ibiza-Villa so zum «dummen Fehler»: «In seinem Verweis, er habe sich ‘prahlerisch wie ein Teenager verhalten’, reaktivierte Strache zudem einen weiteren maskulinistischen Erklärungsmodus: Sexistische Männlichkeit wird als akzeptables und normales Verhalten jugendlicher, noch nicht zur Gänze gereifter Männlichkeitsentwicklung dargestellt. Dieses Narrativ setzte auch Strache ein, um sein Missverhalten als Politiker zu legitimieren.»

Kurz, der Retter
Bundeskanzler Kurz inszeniert sich in der Regierungskrise als Retter der Nation. Nicht zum ersten Mal, wie Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl in der Wochenzeitung «Falter» analysierte. Schon vor zwei Jahren habe er mit dieser patriarchalen Figur Wahlkampf gemacht. Auch jetzt präsentiere er sich als Retter, Held und Heilsbringer. Ihm gehe es dabei einzig um seine Person und nicht darum, Verhalten und Aussagen der FPÖ-Politiker inhaltlich aufzuarbeiten.


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