jacac

Premierministerin Jacinda Ardern mit Kopftuch. © BBC

Kritik an Kopftuch tragender Premierministerin

fs /  Neuseelands Premierministerin trug nach dem Moschee-Attentat ein Kopftuch. Dieses Zeichen der Solidarität hat auch Kritik ausgelöst.

Nach dem rechtsextremistischen Anschlag von Christchurch hat Regierungschefin Jacinda Ardern an Gedenkanlässen ein Kopftuch getragen. Neuseeland sei in Trauer vereint. Auch TV-Moderatorinnen, Polizistinnen und viele Bürgerinnen trugen Kopftuch.

Falsches Zeichen der Solidarität
Für dieses Zeichen der Solidarität mit dem muslimischen Teil der Bevölkerung gab es viel Lob, aber auch Kritik. Die Kritikerinnen argumentieren, dass das Kopftuch das falsche Zeichen sei, um Solidarität auszudrücken. Vielerorts könnten Frauen nicht frei entscheiden, ob sie ein Kopftuch tragen wollen oder nicht. Es sei deshalb ein Instrument der Unterdrückung und Diskriminierung von Frauen.

Druck auf Musliminnen wird steigen
Maryam Lee, muslimische Frauenrechtsaktivistin aus Malaysia, trägt kein Kopftuch. Im «Daily Mail» sagte sie, dass sie Verständnis für Ardern habe, da diese keine Muslimin sei und nicht in einem mehrheitlich muslimischen Land lebe. Doch für viele Musliminnen sei das Kopftuch kein starkes Zeichen. Im Gegenteil. In Malaysia werde die muslimische Gemeinschaft sich nun auf Ardern berufen, um Druck auf Frauen auszuüben, das Kopftuch zu tragen.

Symbol der Diskriminierung
Die iranische Journalistin und Frauenrechtsaktivistin Masih Alinejad, die heute im Exil in den USA lebt, sagte dem «Daily Mail», dass sie Arderns Mitgefühl für die muslimische Gemeinschaft sehr schätze. Doch die Premierministerin habe mit dem Kopftuch eines der sichtbarsten Symbole der Unterdrückung von muslimischen Frauen als Zeichen der Solidarität benutzt. Ein Gesetz, das Frauen wie im Iran das Kopftuch aufzwinge, sei diskriminierend und habe nichts mit Kultur zu tun. «Iranische Frauen kämpfen gegen den Kopftuchzwang und niemand solidarisiert sich mit ihnen.»

«Es wäre auch ohne Hijab gegangen»
Ähnlich argumentiert die Journalistin Nada El-Azar im österreichischen Magazin «das biber». Ardern habe mit dem Kopftuch einen Kniefall vor patriarchalen Strukturen gemacht. Die Premierministerin wäre genauso glaubwürdig gewesen, wenn sie kein Kopftuch getragen hätte. Eine sehr privilegierte weisse Frau habe Aktivistinnen, die gegen den Kopftuchzwang kämpfen, geschadet. «Das Kopftuch ist und wird niemals ein Kleidungsstück sein, das ich mit Feminismus, Frieden und Solidarität in Verbindung setze. Ich finde es mehr als schade, dass eine Frau mit Vorbildfunktion wie Jacinda Ardern sich nicht eingängiger mit der politischen Symbolik des Kopftuches auseinandergesetzt hat. Es wäre auch ohne Hijab gegangen.»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

IBAN: CH 0309000000604575581