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Der grüne Politiker Yasri Khan verweigert der Journalistin Ann Tiberg den Händedruck. © TV4

Rücktritt: Politiker verweigert Frauen Händedruck

/  Ein grüner Politiker muslimischen Glaubens hat einer Journalistin die Hand nicht gegeben. Nach heftiger Kritik hat er die Politik verlassen.

In Schweden hat der Grünen-Politiker Yasri Khan vor laufender Kamera der TV-Journalistin Ann Tiberg den Handschlag verweigert. Stattdessen legte er demonstrativ die Hand auf sein Herz. Auf mehrmalige Nachfrage der empörten Journalistin begründete der 30-Jährige dies mit seinem muslimischen Glauben. Es sei zu «intim», Frauen die Hand zu geben. Das heisse nicht, dass er Frauen keinen Respekt zolle. «Menschen können einander in unterschiedlicher Weise begrüssen. Die Hauptsache ist, respektvoll miteinander umzugehen», sagte Khan.

«Inakzeptables Verhalten»
In der Grünen Partei stiess der verweigerte Händedruck auf heftige Kritik. Dieses Verhalten sei «inakzeptabel», sagte Stina Bergström, Abgeordnete im schwedischen Parlament. Es sei unmöglich, einen Mann in der Partei zu haben, der Frauen nicht so begrüsse wie Männer. Khan wies die Kritik als unbegründet zurück. Khan hatte für einen Sitz in der Parteileitung der Grünen kandidiert. Nach der Kritik an seinem Verhalten ist er aus der Partei ausgetreten und hat die Politik verlassen. Seinen Rückzug begründete er in einem Beitrag für das Portal «Nyheter24» damit, dass im derzeitigen politischen Klima Politik wohl nicht das Richtige für ihn sei. Er wolle nicht «dem Medienzirkus als Clown dienen». Er wolle aber weiter für eine «gerechte Gesellschaft» kämpfen. Khan ist Generalsekretär der Organisation «Schwedische Muslime für Frieden und Gerechtigkeit», die sich gegen Fremdenfeindlichkeit engagiert.

Tochter flieht in Frauenhaus
In der Schweiz machte der Fall von zwei muslimischen Schülern Schlagzeilen, die ihrer Lehrerin nicht wie alle anderen Schülerinnen und Schüler die Hand geben wollen. Die Schulleitung hatte dies toleriert und damit über die Landesgrenzen hinaus eine Diskussion über Religionsfreiheit und Integration ausgelöst. Ein Rechtsgutachten soll nun klären, ob der Staat die Schüler zum Handschlag zwingen kann. Die Familie der beiden Schüler bewegt sich nach Recherchen verschiedener Medien in einem fundamentalistischen Umfeld. Nach Angaben von Personen aus der Schule und aus der Nachbarschaft kam es wegen des strikten Lebens nach dem Koran immer wieder zu Konflikten zwischen dem Vater und den beiden minderjährigen Töchtern. Eine floh in ein Frauenhaus. Sie lebt nun unter dem Schutz der Behörden an einem sicheren Ort.

Werte-Debatte
In Schweden und in der Schweiz löste der verweigerte Händedruck eine Diskussion über die Werte der Gesellschaft aus. In Schweden schrieb die liberale Boulevardzeitung «Expressen», die Grenze zwischen privater Angelegenheit und nicht verhandelbaren Werten sei unklar: «Welche Wahl treffen wir, wenn zwei Werte in Konflikt miteinander stehen, wie zum Beispiel Vielfalt und Gleichberechtigung?» Ähnlich argumentierte die liberale «Sydsvenskan». Es gebe nicht verhandelbare Wert wie Demokratie und Meinungsfreiheit. Händeschütteln gehöre kaum dazu. Jeder solle «nach seiner eigenen Art selig werden dürfen». In der Schweiz hingegen schrieb der «Tages-Anzeiger», der verweigerte Händedruck sei Symbol einer «patriarchalen Über-Ich-Religion, die das Leben der Frauen reglementiert». Die Gleichberechtigung der Frau gehöre zu den Fragen, «an denen sich Kulturen und Religionen reiben, trennen oder von innen her spalten». Das Schweizer Portal «infosperber.ch» warnte, dass die Toleranz der westlichen Gesellschaft fundamentalistischen Muslimen und ihrem Missionsauftrag den Weg ebne. Mit alltäglichen Provokationen wie einer Handschlag-Verweigerung würden diese die Toleranz des Gastlandes ausreizen und im Konfliktfall jede Kritik mit den «Totschlagargumenten» der Islamfeindlichkeit und des Rassismus im Keime ersticken.


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