imafra

Marokkanerinnen nach Abschluss ihrer Ausbildung zu Religionslehrerinnen. © MAP

Weibliche Imame gegen Terror

fs /  Religionslehrerinnen beten mit Gläubigen und beraten sie in Alltagsfragen. Ihr Einfluss auf die Gesellschaft gilt als gross.

Als erstes Land Nordafrikas hat Marokko vor zehn Jahren begonnen, Frauen mit einer Zusatz-Ausbildung zu islamischen Religionslehrerinnen auszubilden. Sie geben in Moscheen, Schulen, Bildungszentren, Spitälern, Gefängnissen, Betrieben und den Medien Religionsunterricht. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, Frauen seelsorgerlich zu betreuen, sie bei Ehe- und Alltagsproblemen zu unterstützen und den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Allerdings dürfen die Religionslehrerinnen das traditionelle Freitagsgebet nicht sprechen. Die islamischen Geistlichen hatten sich erfolgreich dagegen gewehrt. Die Predigerinnen heissen deshalb nicht Imame (Vorbeter) sondern Mourchidates (Religionslehrerinnen).

Grösserer Einfluss als Imame
Den Einfluss der Mourchidates auf die Gesellschaft sei grösser als jener der Imame, sagte der Minister für religiöse Angelegenheiten der «NZZ am Sonntag». Sie erreichten auch Frauen, die früher ihr Haus nie verliessen. Das sei wichtig, da die Kinder einer aufgeklärten und selbstbewussten Mutter weniger empfänglich für fundamentalistische Prediger seien.

Staatliche Kontrolle
Die Mourchidates sind nicht einem Imam unterstellt, sondern einer staatlichen Behörde. Ihren Lohn erhalten sie vom Staat, der auch die einjährige Zusatz-Ausbildung organisiert. Angehende Religionslehrerinnen erhalten Unterricht in islamischem Recht, Fremdsprachen, Psychologie und Informatik. Aus dem ursprünglich kleinen Institut ist mittlerweile ein Campus geworden, an dem auch Männer und ausländische Studierende ausgebildet werden. Marokko kontrolliert nicht nur die Ausbildung der Religionslehrerinnen, sondern auch diejenige der männlichen Imame. Nach den Anschlägen in Casablanca im Jahr 2003 hat der Staat die Ausbildung aller Geistlichen übernommen, um den Einfluss islamischer Fundamentalisten in den Moscheen zu stoppen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

IBAN: CH 0309000000604575581