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Mathematik-Unterricht: Mädchen erhalten für gleiche Leistungen schlechtere Noten. © UW

Lehrkräfte beurteilen Mädchen schlechter

fs /  Tiefere Noten für ähnliche Leistungen: Lehrkräfte benachteiligen Mädchen in Mathematik von Beginn an.

Vorurteile sind der Grund dafür, heisst es in einer US-Studie, die staatlich mitfinanziert ist. Die Zeitschrift «Aera Open» des US-Fachverbandes der Erziehungswissenschaften hat sie veröffentlicht.

Leistungsvergleich
Ein Forschungsteam der New York University hat die Leistungen von landesweit 5000 Kindern verfolgt, die 1998 in die Grundschule kamen, und verglich sie mit 7500 Kindern, die 2010 in die Grundschule kamen. Diese gehört in den USA zum Schulsystem und vielerorts zur Schulpflicht. Die Kinder sind dann fünf bis sechs Jahre alt.

Ungleiche Erwartungshaltung
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:

  • Die Leistungen von Mädchen und Jungen waren bei Eintritt in die Grundschule ähnlich. Nach kurzer Zeit entstand sowohl 1998 wie auch 2010 zwischen Mädchen und Jungen eine in Noten gemessene Leistungskluft. Diese Kluft vergrössert sich danach im Laufe der Schulzeit.
  • Die Lehrkräfte beurteilen Leistungsfortschritte der Mädchen schlechter als diejenigen der Jungen. Das trifft auch zu, wenn die Leistungen ähnlich sind.
  • Laut dem Forschungsteam sind hauptsächlich Vorurteile von Lehrern und Lehrerinnen der Grund dafür. Viele würden davon ausgehen, dass Mädchen schlechter in Mathematik seien, und sie deshalb schlechter benoten. Diese Vorurteile seien ihnen meist nicht bewusst. Die Lehrkräfte müssten besser geschult werden, damit sie solche Vorurteile überwinden können, sagt Co-Studienleiter Joseph Robinson Cimpian.
  • Die schlechtere Bewertung ihrer Leistungen beeinflusse Mädchen negativ, sagt Co-Autorin Sarah Lubienski. Sie würden darum später eher keine mathematikbezogenen Berufe ergreifen. Lubienski sieht deshalb auch die Eltern in der Pflicht. Sie müssten Mädchen fördern und deren Selbstvertrauen in den mathematischen Fächern stärken.

Vorurteile revidieren
Letztes Jahr ist der erste OECD-Bildungsbericht zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. Danach sind Jungen in Mathematik nicht besser, aber selbstbewusster. Damit Kinder ihr ganzes Potenzial ausschöpfen können, braucht es laut der OECD keine teuren Bildungsreformen. Es reiche, wenn Eltern, Lehrkräfte und Arbeitgebende sich ihrer Vorurteile gegenüber den Leistungen von Mädchen bewusst werden und diese revidieren.

Eine Studie aus der Schweiz hat festgestellt, dass unerfahrene Lehrkräfte Mädchen in Physik aufgrund von Vorurteilen schlechter benoten.


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