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Aus Protest gegen die Kleidungsvorschriften für Mädchen erschienen Schüler in schulterfreien Tops. © BrodyAdryan

Schüler protestieren gegen sexistischen Dresscode

fs /  Bekleidungsvorschriften für Schülerinnen sollen an US-Schulen verhindern, dass Schüler und Lehrer in der Konzentration gestört werden. Die Kritik wächst.

Die San Benito High School in Kalifornien erteilte nach der Sommerpause Dutzenden Schülerinnen einen Verweis oder schickte sie nach Hause, weil sie schulterfreie Tops trugen. Mehrere Schüler erschienen darauf aus Solidarität ebenfalls in schulterfreien Tops zum Unterricht. Der Protest der Schülerinnen und Schüler gegen den sexistischen Dresscode sorgte landesweit für Aufsehen.

«Frauen sollen selber entscheiden»
Eine 16-jährige Schülerin sagte gegenüber dem Portal «Yahoo! Style», der Dresscode sei bisher kein Problem gewesen. Sie und ihre Mitschülerinnen hätten schulterfreie Tops getragen und niemand habe dies beanstandet. Nun argumentiere die Schulleitung mit der Sicherheit der Mädchen. Aber niemand wolle ihr das Shirt herunterziehen. Und niemand habe das Recht, sie oder jemand anderen anzufassen.

Ein 17-jähriger Mitschüler sagte der «Huffington Post», wenn jemand einer Schülerin an die Wäsche wolle, liege die Verantwortung beim Täter und nicht bei der Schülerin. «Eine Frau fordert nie dazu auf, angegriffen oder vergewaltigt zu werden. Wer so denkt, zieht völlig falsche Schlüsse.» Frauen sollen respektvoll behandelt werden und selber entscheiden können, was sie tragen wollen. «Wenn Frauen keine schulterfreien Tops tragen dürfen, weil sie sonst Männer verwirren, untergräbt dies das Selbstbestimmungsrecht der Frauen und die Würde der Männer. Dies suggeriert, dass alle Männer immer an Sex denken.»

«Ich bin mehr als eine Ablenkung»
In den letzten Jahren nahmen die Proteste gegen sexistische Dresscodes an US-Schulen zu. Die Schulen begründen Verbote von kurzen Hosen, Röcken und schulterfreien Tops meist damit, dass die Konzentration der Schüler und Lehrer leide, wenn an heissen Tagen nackte Schultern und Beine der Mädchen zu sehen seien. Unter dem Hashtag «I am more than a distraction» (Ich bin mehr als eine Ablenkung) kritisieren seit zwei Jahren Betroffene und Eltern, dass Schulen Mädchen mit solchen Kleidervorschriften sexualisieren und zum Objekt machen.

Kontroverse in Deutschland
In Deutschland hat im Frühsommer der überarbeitete Dresscode einer staatlichen Schule in Hamburg für Kontroversen gesorgt. Neu heisst es in der Schulordnung: «Auch bei sommerlichen Temperaturen ist auf zu freizügige Kleidung zu verzichten. Darunter verstehen wir z.B. übertiefe Dekolletés, bauchfreie Shirts, pofreie Shorts, zu kurze Röcke etc.» Über die Schulordnung hat die Schulkonferenz entschieden, die aus Vertreterinnen und Vertretern der Schulleitung, der Lehrpersonen, der Schülerinnen und Schüler und der Eltern besteht. Die neuen Verbote, die vor allem Mädchen betreffen, lösten in den sozialen Medien eine Kontroverse aus. Die Befürworter argumentierten, freizügig gekleidete Mädchen störten die Konzentration von Schülern und Lehrern. Die Gegnerinnen von Verboten sagten, Mädchen sollten anziehen dürfen, was sie möchten.


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