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Junge Mathematikerinnen gingen bei der Verleihung der «Fields-Medaille» leer aus. © UW

Vorurteile sabotieren Chancengleichheit in Mathematik

fs /  Die höchste Auszeichnung für Mathematik-Talente hat bisher eine einzige Frau bekommen. Trotzdem wollen Mathematikerinnen keine Quote.

Kürzlich hat die «Internationale Mathematische Union» (IMU) die renommierte «Fields-Medaille» an vier Männer verliehen. Die höchste Auszeichnung für Mathematik-Talente wird alle vier Jahren an Mathematiker im Alter von unter 40 Jahren verliehen. Seit der ersten Verleihung im Jahr 1936 hat erst eine einzige Frau die «Fields-Medaille» erhalten.

Gegen Quote
Laut «Spiegel Online» hätte es dieses Mal Kandidatinnen für eine Fields-Medaille gegeben. Namentlich nennt das Portal die Französin Sophie Morel und die Ukrainerin Maryna Viazovska. Über die Vergabe der Medaille entschied ein elfköpfiges Gremium. Diesem gehörten nur drei Frauen an, darunter die französisch-deutsche Mathematikerin Hélène Esnault von der FU Berlin. Vielfalt sei ein Thema der Jury gewesen, sagte sie. Es gebe allerdings keine Quoten. Esnault: «Ich bin gegen eine Quoten-Regelung, weil es letztlich bedeutet, dass es eine Fields-Medaille für Frauen gibt und diese womöglich als weniger wertvoll angesehen wird.» Auch die australische Mathematikerin Nalini Joshi, die ab dem kommenden Jahr Vizepräsidentin der IMU ist, lehnt eine Quote ab: «Wir sollten den Jurymitgliedern besser ein Training anbieten, das unbewusste Bevorzugung bewusstmacht, damit sie nicht stattfindet.»

Mädchen besser als Jungen
Das scheint tatsächlich nötig zu sein: Mädchen schneiden in Vergleichsstudien über mathematische Leistungen vielerorts schlechter ab als Jungen. Doch Unterschiede zwischen den Ländern zeigen, dass die schlechteren Leistungen der Mädchen nicht von ihrem Geschlecht abhängen. So waren beispielsweise isländische Mädchen bei der Pisa-Studie in Mathematik klar besser als ihre gleichaltrigen Mitschüler.

Vorurteile
Studien aus den letzten Jahren legen nahe, dass vor allem Vorurteile im Elternhaus und in der Gesellschaft die Leistungen von Mädchen in Mathematik schmälern. Eltern erziehen Mädchen oft unbewusst dazu, für Mathematik weniger begabt zu sein. Mädchen trauen sich deshalb weniger zu und bestätigen damit das traditionelle Vorurteil.
Ein weiterer Grund für schlechtere Leistungen von Mädchen ist laut Inge Schwank die Art des Unterrichtes. Die deutsche Mathematikerin fand heraus, dass Mädchen statische Strukturen gut analysieren, sich aber dynamische Prozesse schlechter als Jungen vorstellen können. Schwank zog daraus den Schluss, dass es zwar tatsächlich Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen gibt. Doch man müsse Mädchen lediglich anders an mathematische Aufgaben heranführen, damit sie genauso gut abschneiden wie Jungen. «Der Unterricht muss neu gedacht werden, um Mädchen besser fördern zu können», lässt sich Schwank von «Spiegel Online» zitieren.


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