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John Lewis etikettiert Kinderkleider neu geschlechtsneutral. © JohnLews

Geschlechtertrennung in Kinderabteilung aufgehoben

fs /  Eine Warenhauskette unterscheidet bei Kinderkleidern nicht mehr zwischen Mädchen und Jungen. Dies hat eine Kontroverse ausgelöst.

In Grossbritannien hat die Kaufhauskette John Lewis die Geschlechtertrennung bei den Kinderkleidern aufgehoben. Diese werden nicht mehr in getrennten Abteilungen verkauft und sind je zur Hälfte mit «Boys & Girls» und «Girls & Boys» etikettiert. Zudem hat das Unternehmen Unisex-Kollektionen ins Sortiment aufgenommen. Caroline Bettis, Kindermode-Chefin bei John Lewis: «Wir wollen mit unseren Kinderkollektionen keine geschlechtlichen Stereotypen verstärken und stattdessen unserer Kundschaft eine grössere Auswahl und Vielfalt bieten, damit Eltern oder Kinder frei wählen können, was sie gerne tragen möchten.» John Lewis werde bald auch die Webseite überarbeiten, die noch in die Kategorien Mädchen und Jungen unterteilt ist.

Kritik
Die Umstellung begann bereits letztes Jahr. Erst jetzt löste sie in britischen Medien heftige Reaktionen aus. Der konservative Abgeordnete Andrew Bridgen kritisierte im «Independent», John Lewis gehe mit der politischen Korrektheit zu weit. «Ich denke nicht, dass viele Eltern für ihren sechsjährigen Jungen ein Kleid kaufen.» Die Unterscheidung nach Geschlecht sei informativ. Diese aufzuheben könne für die Kundschaft «sehr verwirrend» sein. Viel Kritik gab es in den sozialen Medien. Geschlechtsneutrale Kleidung bringe Kinder durcheinander, da es für Erwachsene unterschiedliche Kleidung für Männer und Frauen gebe. Auf Twitter hiess es, die Umstellung folge einem «besorgniserregenden Trend» der politischen Korrektheit. «Es gibt nur zwei Geschlechter, Männer und Frauen.» Eine Userin schrieb, ihr Kind sei ein Junge und sie werde ihn weiterhin wie einen Jungen kleiden.

Lob
Andere lobten die Umstellung. Sie sei ein «Schritt in die richtige Richtung», hiess es auf Twitter. Und: «Endlich, endlich, endlich hat jemand einen Schritt vorwärts gemacht.» Die Kampagne «Let Clothes Be Clothes» hat die Umstellung bei John Lewis begleitet. «Wir hoffen, dass andere Händler diesem Beispiel folgen. Ein T-Shirt soll einfach nur ein T-Shirt sein und nicht ein T-Shirt nur für Mädchen oder nur für Jungen.»

«Leader»-Schuh für Jungen
Produkte und Marketingstrategien, die Kinder auf eine traditionelle Geschlechterrolle festlegen, sind immer wieder in der Kritik. Zuletzt sorgte der Schuhersteller Clarks für Aufsehen. Einen Schuh für Jungen hatte er «Leader» und den entsprechenden Schuh für Mädchen «Dolly Babe» benannt. Der Schuhhersteller musste sich öffentlich entschuldigen. In einer Stellungnahme hiess es, Clarks habe sich einem «geschlechtsneutralen Ethos» verpflichtet und das müsse sich auch im Angebot widerspiegeln.


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