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Wegwerf-Rasierklingen sind für Frauen meist deutlich teurer als für Männer. © GS

Frauen zahlen oft drauf

fs /  Identische Produkte und Dienstleistungen sind für Frauen häufig teurer als für Männer. Dieses «Gender Pricing» ist nicht überall erlaubt.

In den USA hat als erster Bundesstaat Kalifornien bereits 1996 geschlechtsspezifische Preisunterschiede verboten. Er ging damals davon aus, dass Frauen jährlich fast 1400 Dollars (1300 Euro, 1400 Franken) drauf zahlen. In Österreich ist es seit 2008 verboten, jemanden aufgrund seines Geschlechtes bei der «Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen» zu benachteiligen. Ein paar Jahre später stellte die Gleichbehandlungsanwaltschaft Wien am Beispiel der Coiffeurbranche (Friseur) fest, dass das Verbot zu wenig bewirkt. So wurden vergleichbare Haarschnitte weiterhin zu unterschiedlichen Preisen angeboten. Die Gleichbehandlungsanwaltschaft schlug eine transparentere Deklaration der Preise vor, um das gesetzliche Diskriminierungsverbot auch durchzusetzen.

Schwierige Beweisführung
In Deutschland ist «Gender Pricing» nicht ausdrücklich verboten, schreibt das «Hamburger Abendblatt». Hingegen darf eine soziale Gruppe nicht diskriminiert werden. Einzelne Frauen haben sich deshalb schon bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes beschwert. Hingegen ist der Gang vor Gericht schwierig, weil die Produkte meist ganz leicht voneinander abweichen. Bei den Dienstleistungen sind die Erfolgsaussichten grösser. So hat der Europäische Gerichtshof vor fünf Jahren entschieden, dass Versicherungen von Frauen nicht einzig wegen ihres Geschlechtes höhere Prämien verlangen dürfen.
Firmen verlangen für identische Produkte mit anderem Etikett von Frauen viel höhere Preise. Oliver Welke machte sich über einige Beispiele lustig («Heute Show» im ZDF vom 11. März 2016):

Regierung untersucht Preisunterschiede
In Frankreich macht das Kollektiv «Georgette Sand» Druck. Die Preis-Differenzen seien vordergründig klein. Bei Produkten des täglichen Bedarfs könne sich der ungerechtfertigte Unterschied aber rasch summieren, sagen die Aktivistinnen. Da Frauen durchschnittlich weniger verdienen als Männer, seien die höheren Preise für Frauen besonders stossend. Die Regierung eröffnete letztes Jahr eine Untersuchung. Diese kam zum Schluss, dass es zwar Preisunterschiede bei Produkten und Dienstleistungen gibt. Diese seien aber mal zum Nachteil der Frauen und mal zum Nachteil der Männer. «Georgette Sand» kritisierte, dass die Regierung Dienstleistungen mit grossen Preisunterschieden zuungunsten der Frauen wie in der Coiffeur- und Reinigungsbranche für die Untersuchung nicht berücksichtigt hat.


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