Vergewaltigung als Kriegswaffe ächten

fs /  Die internationale Gemeinschaft müsse Vergewaltigung als Kriegswaffe ächten, fordert der Gynäkologe Denis Mukwege.

Im Kongo und in anderen Kriegsgebieten werden Frauen systematisch vergewaltigt. Dies habe wie chemische, biologische und atomare Waffen eine sehr langfristige Wirkung. Über Generationen würden Frauen, Familien, Dörfer und Gesellschaften zerstört. Mukwege leitet ein Spital im bürgerkriegsgeplagten Osten der Demokratischen Republik Kongo. Dort werden schwer verletzte und traumatisierte Frauen medizinisch behandelt. Mukwege hat Einzelfälle dokumentiert, Täter identifiziert und Gräueltaten öffentlich gemacht. Damit riskiert er sein Leben. Ende letzten Jahres hat er für seine Arbeit den Alternativen Nobelpreis erhalten.
In Interviews mit der Nachrichtenagentur AFP und «Le Monde» sprach Mukwege von einer «roten Linie», welche endlich gezogen werden müsse. «Als in Syrien chemische Waffen eingesetzt wurden, hat die ganze Welt gesagt: Stopp, das ist inakzeptabel.» Im Kongo hingegen gebe es diese rote Linie nicht. Er verstehe nicht, weshalb die internationale Gemeinschaft zu den Gräueltaten an Frauen seit fast zwei Jahrzehnten schweige. Über 500’000 Frauen seien seit 1996 auf grausame Art vergewaltigt worden. «Wann endlich begreift der Rest der Welt den Horror, der hier geschieht?»
Es gebe zwar Gesetze und UNO-Resolutionen, die Frauen vor Gewalt schützen sollen, doch diese seien zu wenig wirksam. Man zaudere, die Vergewaltigung als Kriegswaffe zu ächten, obwohl sie nicht nur die Frauen, sondern auch die Gesellschaft zerstöre. Es gehe nicht um Sex, sondern um die Zerstörung von Menschen. Die Waffe Vergewaltigung sei gratis und werde deshalb im Ostkongo bevorzugt eingesetzt. Die Frauen würden oft in der Öffentlichkeit, vor ihren Angehörigen vergewaltigt. Ins Spital kämen sie mit gefolterten und zerfetzten Genitalien.


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