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Tabea Rössner will Filmprojekte mit Regisseurinnen besser fördern. © S.Kaminski/Fraktion B90/Grüne

Filmförderung: Frauen gehen öfter leer aus

fs /  In Deutschland gibt es weniger Anträge für Filmprojekte mit einer Regisseurin und diese werden noch seltener bewilligt.

Dies geht aus einer aktuellen Statistik der Filmförderungsanstalt (FFA) hervor, welche die filmpolitische Sprecherin der Grünen, Tabea Rössner, verlangt hat. In den Jahren 2004 bis 2013 lag der Anteil der Gesuche für Filmprojekte mit Regisseurinnen bei 21,5 Prozent. Der Anteil der genehmigten Anträge mit einer Regisseurin lag noch tiefer bei nur 18,5 Prozent.
Weniger Fördergelder beantragt
Im Zeitraum 2004 bis 2013 gingen bei der FFA insgesamt 1262 Anträge auf Filmförderung ein.

  • 271 dieser Anträge (21,5 Prozent) betrafen Filme mit einer Regisseurin und 991 Anträge Filme mit einem Regisseur.
  • 480 dieser Anträge genehmigte die FFA. Nur 89 der bewilligten Anträge waren Filme mit Regisseurinnen (18,5 Prozent).
  • Für Filme mit Regisseurinnen wurden nicht nur weniger Fördergesuche gestellt, sondern auch deutlich weniger Fördergelder beantragt. Im Zeitraum 2004 bis 2013 wurden insgesamt Fördergelder in der Höhe von 451 Millionen Euro (474 Millionen Franken) beantragt. Für Projekte mit einer Regisseurin wurden 72 Millionen Euro (76 Millionen Franken) verlangt, für Projekte mit einem Regisseur 378 Millionen Euro. Der Anteil an den beantragten Fördergeldern von Projekten mit einer Regisseurin betrug demnach nur 16,1 Prozent.

Offene Fragen
Die Statistik gibt keine Auskunft darüber, weshalb für Filme mit Regisseurinnen seltener und weniger Fördergelder beantragt und zugesprochen werden. Für die Förderanträge verantwortlich sind Film-Produzenten und TV-Redaktionen. Über die Förderanträge entscheidet die FFA. Weshalb sie die Förderanträge von Filmen mit Regisseurinnen durchschnittlich schlechter beurteilt, ist unklar.
Tabea Rössner sieht Monika Grütters, Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, in der Pflicht: «Sie muss diese Zahlen zum Anlass nehmen, um zu prüfen, ob es nachvollziehbare Gründe für diese Ungleichheit gibt.» Rössner könnte sich beispielsweise vorstellen, dass die Filmförderungsanstalt die Gesuche prüfen muss, ohne zu wissen, wer das Drehbuch geschrieben hat.
Höherer Frauenanteil in der Ausbildung
Letztes Jahr hat der Bundesverband der Film- und Fernsehregisseure (BVR) erstmals einen Diversitätsbericht vorgelegt. Danach machen Frauen zwar rund 40 Prozent aller Absolvierenden von Regiestudiengängen aus, ihr Anteil an fiktionalen Stoffen im Kino liegt jedoch nur bei 22 Prozent und im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nur bei 11 Prozent.

Die öffentlich-rechtliche ARD hat kürzlich eine 20-Prozent Frauenquote für Regie-Aufträge eingeführt.


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