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Kritikerinnen werfen Birgit Kelle (rechts) «üble Polemik» vor. © WDR

Gender-Bashing in Bischofs Namen: «Üble Polemik»

fs /  In einem Bischofsbrief poltert eine Antifeministin gegen Frauenrechte. Kritikerinnen werfen ihr bewusste Fehlinterpretation vor.

Die Allianz «Es reicht», ein Zusammenschluss reformorientierter katholischer Verbände und Gruppierungen, wirft der deutschen Antifeministin Birgit Kelle «üble Polemik» vor. Sie habe «In bester fundamentalistischer Manier» gegen Kinderrechte und gegen die Gleichstellung der Geschlechter gewettert. Kelle hatte im Auftrag des erzkonservativen Schweizer Bischofs Vitus Huonder Abtreibung, Sexualkunde-Unterricht, Patchwork- und gleichgeschlechtliche Familien gegeisselt. Gender-Mainstreaming diffamierte sie als Ideologie, die das Mann- und Frausein in Frage stelle und bereits in der Schule sexuelle Vielfalt, Gleichstellung der Geschlechter und Bildung zu Toleranz propagiere.

«Böswillige Verdrehungen»
Fünf katholische und reformierte Fachfrauen kritisieren dies als bewusste Fehlinterpretation. Kelle unterstelle, dass Gender Mainstreaming zum Ziel habe, in den Kindergärten sexuelle Vielfalt und Freizügigkeit zu lehren. Davor müssten Eltern ihre Kinder schützen. «Die unbelegten und in der vorgebrachten Art als böswillig zu bezeichnenden Verdrehungen haben nur eines im Sinn: Frauen und Männer wieder an ihre traditionellen Plätze zu verweisen.» Gender Mainstreaming hingegen habe zum Ziel, die tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen. Aufgrund des Geschlechts nicht benachteiligt zu werden, sei ein Menschenrecht, das auch in der Schweizer Bundesverfassung verankert sei.

Gender und Religion
Die fünf Spezialistinnen haben im Frühjahr zum Thema Gender und Religion die Comic-Broschüre «Let’s talk about Gender» herausgegeben. «Über das Thema Religion und Gender wird zu wenig gesprochen und publiziert», sagte anlässlich der Lancierung die Theologin Regula Grünenfelder von der Frauenkirche Zentralschweiz gegenüber «kath.ch». Meist werde die Gender-Theorie als «Genderismus» verunglimpft. «Wir aber wollen Gender in seiner offenen christlichen Form aufzeigen», so Grünenfelder. Die Autorinnen klären in der 24-seitigen Broschüre Begriffe und widerlegen Behauptungen. Im Sommer erschien die zweite Auflage. Zu den Autorinnen gehören neben Grünenfelder Béatrice Bowald von der feministisch-theologischen Zeitschrift Fama, Maria Oppermann von der Frauenkirche Zentralschweiz, Regula Ott vom Schweizerischen Katholischen Frauenbund und Doris Strahm von der Interessengemeinschaft Feministische Theologinnen.

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