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Katholikinnen wollen nicht mehr wie Maria schweigen müssen. © Maria2.0

Katholischer Pfarrer beschimpft Reformerinnen

fs /  Ein Pfarrer weist katholische Reformerinnen aus der Kirche. Der Vorfall in Bayern zeigt, wie schwer sich die Kirche vor Ort mit den Forderungen von Frauen tun kann.

Katholikinnen der Initiative «Maria 2.0» wollten am Vorabend von Maria Himmelfahrt im Gottesdienst in Forst (Bayern) ihre Anliegen erklären. Doch als eine der Frauen das Wort ergreifen wollte, schnappte sich Pfarrer Andreas Heck ihr Redemanuskript und zerknüllte es. «Raus hier, Sie haben hier nichts zu suchen», soll er laut bayerischen Medien wutentbrannt gesagt haben. Auch andere Gottesdienstbesucher hätten angefangen, die ganz in Weiss gekleideten Frauen zu beschimpfen, einige verliessen die Kirche. Der Pfarrer erklärte den Gottesdienst für beendet. Die «Main Post» berichtete von einer Situation «wie im Wirtshaus».

«Da brauche ich nicht zuzuhören»
Einer anwesenden Reporterin der «Main Post» sagte Pfarrer Andreas Heck: «Da brauche ich nicht zuzuhören». Es empöre ihn, «dass die Mutter Gottes zu so einer Sache missbraucht» werde. Gabi Gressel, welche die Rede halten wollte, sagte, sie sei in ihren Glaubensgrundlagen erschüttert. Der Redetext sei in «behutsamen Ton» gehalten, berichtete die «Süddeutsche Zeitung». Pfarrer Heck sagte der «Main-Post», er sei überrumpelt worden. Und er kritisierte: «Diese Frauen wollen Priesterinnen werden und alles Mögliche durchsetzen.» Sie wollten Unruhe stiften und das müsse er sich nicht gefallen lassen. Sowohl Heck als auch das Bistum entschuldigten sich später. Doch der Vorfall zeigt beispielhaft, wie schwer sich die katholische Kirche vor Ort mit Frauen tut, die in der Kirche auch etwas zu sagen haben wollen.

Kein Gehör für Reformerinnen
Einige Wochen zuvor hatten die Reformerinnen einer Marienstatue in der Kirche das Erkennungszeichen von «Maria 2.0» umgelegt – einen weissen Schal. Weiss ist die Symbolfarbe der Initiative. Der Schal sorgte in der Gemeinde für Kritik. Die beteiligten Frauen, darunter auch Mitglieder des örtlichen katholischen Frauenbundes, wollten deshalb diese Aktion im Gottesdienst erklären.

Verständnis für Reformerinnen
Einige Wochen nach dem Eklat in Forst zeigte Pfarrer Stefan Mai in Gerolzhofen (Bayern) mehr Verständnis für die Reformerinnen. Mit seiner Einwilligung konnten die weiss gekleideten Frauen ihre Forderungen am Ende des Gottesdienstes in der Kirche vortragen.

Zweite Aktionswoche im Oktober
Die bundesweite Initiative «Maria 2.0» kritisiert den Ausschluss von Frauen in der katholischen Kirche. Sie hatte im Frühjahr zu einem bundesweiten Streik im Mai aufgerufen. Frauen betraten eine Woche lang keine Kirche und verrichteten keine ehrenamtlichen Dienste. Der Streik sollte zeigen, dass kirchliche Hierarchien und Strukturen Frauen buchstäblich draussen stehen lassen.

Mit einer zweiten landesweiten Aktionswoche Anfang Oktober will «Maria 2.0» der Forderung nach Reformen Nachdruck verleihen. Dieses Mal gebe es keinen Streikaufruf, sagte Mitinitiatorin Andrea Voss-Frick der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Stattdessen organisieren Hunderte Gruppen unter dem Slogan «Lassen wir das Maria-2.0-Feuer brennen!» Gottesdienste und Gespräche.

Die grossen katholischen Frauenverbände «Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands» (kfd) und «Katholischer Deutscher Frauenbund» (KDFB) unterstützen «Maria 2.0». Doch die meisten Bischöfe kritisieren die Initiative. in Bayern entstanden die konservativen Gegen-Initiativen «Neue katholische Frauenbewegung» und «Maria 1.0». Maria brauche kein update, heisst es auf der Webseite von «Maria 1.0». Die Kirchenleitung lehne die Weihe der Frau ab: «Also sind Frauen, die nach Weiheämtern streben, auf dem Holzweg.»


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