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Meghan Markle gehört zu den Frauen, über die Boulevard-Medien frauenfeindliche Schlagzeilen machen. © BBC

Schlagzeilen auf Kosten von Frauen

fs /  Frauen sind geltungssüchtig, unweiblich, zu ehrgeizig: Die Liste der Frauen ist lang, über die Boulevard-Medien diffamierend berichten. Einige wehren sich jetzt.

Nach dem «Skandal»-Interview von Meghan Markle und Prinz Harry mit Oprah Winfrey titelte die «Bild»-Zeitung: «Meghans Angriff auf den Lieblings-Royal der Briten. Wird Kate DAS auf sich sitzen lassen?».

Das frauenfeindliche Geschäftsmodell
Reale und konstruierte Dramen lassen die Kassen von Medien klingeln. Dieses Geschäftsmodell ist oft frauenfeindlich und kann Betroffene psychisch zerstören, wie das Beispiel von Britney Spears zeigt. Die US-Sängerin war seit ihrer Kindheit ständig in den Schlagzeilen, bis sie 2007 einen Zusammenbruch erlitt. Obwohl sie sich davon wieder erholte, tritt die heute 39-Jährige seit Herbst 2018 nicht mehr auf und äussert sich auch nicht mehr öffentlich. Seit ihrem Zusammenbruch steht sie unter Vormundschaft ihres Vaters. Bis heute muss sie auf dem Rechtsweg dafür kämpfen, über ihr Leben und ihr grosses Vermögen wieder allein bestimmen zu können. Erst wenn dies der Fall ist, will sie wieder auftreten.

Die Schuldige
Frauen riskieren negative Schlagzeilen, wenn ein Mann ihnen Untreue vorwirft. Als Britney Spears und US-Sänger Justin Timberlake sich vor fast zwanzig Jahren trennten, stellte er sich öffentlich als Opfer ihrer Untreue dar. Damit schob er ihr die Schuld an der Trennung zu. Sie wurde darauf in der Öffentlichkeit angefeindet. Er hingegen wurde dafür gefeiert, mit ihr Sex gehabt zu haben. Ein paar Jahre später entblösste Timberlake an einem Konzert mit US-Sängerin Janet Jackson deren Brust und beschädigte damit ihre Karriere. Obwohl sich danach beide öffentlich entschuldigten, machten die Medien Jackson für «Nipplegate» verantwortlich. Die TV-Anstalt, welche das Konzert übertrug, zahlte im Rahmen eines Vergleichs eine Millionenbusse wegen «unsittlichem Fernsehinhalt». Jackson verlor unzählige Auftrittsmöglichkeiten. Timberlake dagegen erlitt keinen Karriereknick. Erst zwanzig Jahre später hat er sich kürzlich bei Britney Spears und Janet Jackson entschuldigt. Er habe in vielen Momenten versagt und von einem System profitiert, das Frauenfeindlichkeit und Rassismus dulde, schrieb Timberlake auf Instagram.

Die Ehebrecherin
Frauen werden medial als Ehebrecherin diffamiert, wenn sie mit einem verheirateten, prominenten Mann Sex haben. Bekanntestes Beispiel ist US-Psychologin Monica Lewinsky, die als Praktikantin im Weissen Haus Mitte der neunziger Jahre eine Affäre mit dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton hatte. Medien machten die damals 22-Jährige zur Verführerin. Diese Art Frauenfeindlichkeit richte sich nie nur gegen die betroffene Frau, sondern gegen alle Frauen, sagte Lewinsky kürzlich der «New York Times». Damals gaben beide an, der Sex sei einvernehmlich gewesen. Doch 2018 fragte Lewinsky in einem Gastbeitrag für die Zeitschrift «Vanity Fair», ob dies angesichts des riesigen Machtgefälles zwischen dem US-Präsidenten und der jungen Praktikantin überhaupt möglich gewesen sein könne.

Die Ehrgeizige
Hotelerbin Paris Hilton wurde 2003 zum Gespött der Medien, nachdem ein Sex-Video ohne ihr Einverständnis an die Öffentlichkeit gekommen war. In den Medien war von einem PR-Schachzug der ehrgeizigen Hotelerbin die Rede. Die damals 22-jährige Hilton musste öffentliche Unterstellungen und geschmacklose Witze ertragen. Kaum jemand interessierte sich dafür, was die Veröffentlichung des Videos mit ihr machte. Ihr Ex- Freund hatte es gedreht, als Hilton 18 Jahre alt war. Die Schuld an der Veröffentlichung schob er auf einen Mitarbeiter. Später verkaufte er die Rechte an einen Pornofilm-Produzenten. Hilton spricht heute von einer «elektronischen Vergewaltigung» durch ihren ersten Freund, den sie einfach nur glücklich machen wollte.

Die Unweibliche
Tennisspielerin Serena Williams bezeichneten Medien wiederholt als «zu ehrgeizig» und «zu unweiblich». Als sie 2018 im Final des US-Open einen Schläger zertrümmerte und den Schiedsrichter kritisierte, wurde sie von diesem extrem hart bestraft. In den Schlagzeilen kam sie danach gar nicht gut weg. In einer Kolumne für das US-Magazin «Harper’s Bazaar» fragte Williams später: «Warum werden Frauen als ‹emotional, verrückt und irrational› abgestempelt, wenn sie leidenschaftlich werden? Aber wenn das Männer machen, werden sie als leidenschaftlich und stark angesehen?» Frauen sollen ruhig und still sein, doch das sei sie nicht. «Es ist beschämend, dass unsere Gesellschaft Frauen bestraft dafür, dass sie einfach nur sich selber sein wollen.»

Die Geltungssüchtige
Für Männer gelten andere Regeln, wie US-Popstar Taylor Swift letztes Jahr im Song «The Man» kritisierte. Swift wird in den Medien seit Jahren vorgeworfen, ihre Männer zu oft zu wechseln. In «The Man» singt sie, dass ihr viele diffamierende Schlagzeilen erspart bleiben würden, wenn sie ein Mann wäre. Sie könnte mit ihrem Erfolg prahlen, ihre Männer wechseln, fies und wütend sein. Ein Mann werde dafür bewundert, eine Frau diffamiert.


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