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Die Ex-Nonne Michèle-France erzählt im Arte-Film erstmals, dass sie von Priestern missbraucht wurde. © arte

TV-Sender muss Film über vergewaltigte Nonnen sperren

fs /  Ein Dokumentarfilm über den Missbrauch von Frauen in der katholischen Kirche ist vorerst nur noch in den sozialen Medien zu sehen.

Es gab und gibt Priester, die Nonnen und Laiinnen vergewaltigen, und die Kirche schweigt dazu seit Jahrzehnten: Dies ist die Hauptaussage des Dokumentarfilms «Gottes missbrauchte Dienerinnen». Als der Film im März im deutsch-französischen Fernsehsender Arte und anderen TV-Sendern zu sehen war, erreichte er bei den Zuschaueranteilen Spitzenwerte und löste weltweit Empörung aus. Nun hat das Landgericht Hamburg eine Sperre erlassen, berichtet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA).

Priester bestreitet Vorwürfe
Die einstweilige Verfügung erwirkt hat die Ordensgemeinschaft «Das Werk». Die ehemalige Nonne Doris Wagner, die früher Mitglied des «Werks» war, wirft im Film einem Priester aus Österreich vor, sie vergewaltigt zu haben. Der Priester bestreitet die Vorwürfe. Der Film verletze seine Persönlichkeitsrechte, sagt Pater Georg Gantioler, Sprecher des «Werks». Nach der Anzeige Wagners im Jahr 2012 hätten die Strafverfolgungsbehörden keine Strafverfolgung gegen den Priester eingeleitet.

Kirche schweigt
Im Film berichten Wagner und andere betroffene Frauen, dass Priester in Frankreich und Afrika jahrzehntelang Nonnen und Laiinnen vergewaltigten, die ihrer Autorität unterstanden. Niemand schritt ein. Eine frühere Missionsschwester sagt im Film, in Afrika gebe es Oberinnen, die Nonnen wie Sexsklavinnen an Priester verkaufen: «Die Priester geben den Oberinnen Geld und die Oberinnen liefern ihnen die Nonnen.» Die Kirche hatte laut dem Dokumentarfilm seit über zwanzig Jahren vom Missbrauch der Nonnen Kenntnis. Doch erst Anfang dieses Jahres gab Papst Franziskus den Missbrauch offiziell zu: «Ich glaube, es wird immer noch getan.»

Film auf Youtube
Arte droht bei Verstoss gegen die einstweilige Verfügung ein Ordnungsgeld von 250’000 Euro (280’000 Franken) oder den Verantwortlichen Ordnungshaft von zwei Jahren. Der TV-Sender hat den Film deshalb aus der Mediathek entfernt. Gegen die einstweilige Verfügung will Arte Widerspruch einlegen, sagte Pressesprecherin Claude Savin der «Süddeutschen Zeitung». Der Dokumentarfilm ist in den sozialen Medien weiterhin zu sehen. Auf Youtube gibt es beispielsweise eine Kurzfassung in deutscher Sprache und den ganzen Film in französischer Sprache.


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