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Hillary Clinton zum Stalking von Trump: «Ich habe verinnerlicht still zu bleiben.» © srf

«Es war unglaublich unangenehm»

fs /  Donald Trump stalkte Hillary Clinton während einer TV-Debatte. Diese ringt bis heute mit der angemessenen Reaktion.

Die gescheiterte US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton beschreibt in einem Buch wie Donald Trump sie während des zweiten TV-Duells im letzten Oktober stalkte. Als sie Fragen aus dem Publikum beantwortete, folgte Trump ihr auf der Bühne, machte Grimassen, grinste und zog laut die Nase hoch.

«Er folgte mir auf Schritt und Tritt»
Der Nachrichtensender MSNBC veröffentlichte Ausschnitte aus dem Buch «What happened», das Mitte September erscheinen soll. Clinton schreibt darin: «Zwei Tage vorher hörte ihn die Welt prahlen, wie er Frauen begrapscht hatte. Jetzt waren wir auf einer kleinen Bühne und wo auch immer ich hinging, er folgte mir auf Schritt und Tritt, er starrte mich an, machte Grimassen. Es war unglaublich unangenehm. Er sass mir im Nacken. Ich hatte Hühnerhaut.»

Ringen um die richtige Reaktion
Clinton beschreibt ihr Ringen um die richtige Reaktion: «Was sollte ich tun? Ruhig bleiben, lächeln und ignorieren, dass er wiederholt in meinen Raum eindrang? Oder sollte ich mich umdrehen, ihm in die Augen sehen und laut und deutlich sagen: ’Zurück mit dir, du Widerling, geh weg.’ Ich weiss, dass Du gerne Frauen einschüchterst, aber Du kannst mich nicht einschüchtern, also hau einfach ab.»

«Verinnerlicht, still zu bleiben»
Sie habe schliesslich nichts gesagt: «Aufgrund meiner lebenslangen Erfahrung mit Männern, die mich verunsichern wollten, blieb ich cool. Vielleicht habe ich verinnerlicht, still zu bleiben, mir auf die Zunge zu beissen, die Faust zu ballen und dabei immer zu lächeln, um besonnen zu wirken.» Sie wisse bis heute nicht, ob dies die richtige Reaktion gewesen sei.

Lächeln
Die gleiche Frage stellte sich auch die irische Journalistin Caitrona Perry, die kürzlich von Donald Trump für ihr Aussehen gelobt wurde. Sie war überrascht und lächelte. Später bezeichnete sie die Begegnung mit Trump als «bizarr». Feministin und Autorin Jessica Valenti schrieb im «Guardian», dass das unangebrachte Verhalten eines Mannes vielen Frauen ein ungutes Gefühl macht. Eine empörte Reaktion erscheine ihnen oft als unverhältnismässig oder erfahrungsgemäss zu gefährlich. Frauen wollten nicht als überempfindlich oder hysterisch gelten. Sie würden deshalb eher lächeln statt den Mann zur Rede zu stellen.


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