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Verbot aus Sicherheitsgründen: Nikab (links) und Burka (rechts). © EB

Burka-Verbot: Kaum muslimische Proteste

fs /  Marokko hat den Handel mit Burka und Nikab verboten. Das ist in der muslimischen Bevölkerung auf wenig Kritik gestossen.

In Marokko hat die Regierung von einem Tag auf den anderen den Handel mit Burka und Nikab verboten. Die Regierung begründet die Verordnung damit, dass die Kleidungsstücke für kriminelle Taten missbraucht worden seien.

Signal an Fundamentalisten
Das Verbot betrifft die meisten Marokkanerinnen nicht. Sie tragen das Kopftuch Hidschab. Burka und Nikab gelten als Importe aus Afghanistan. Doch eine immer grössere Anzahl von Frauen trägt laut arabischen Medien diese schwarzen Gewänder. Deshalb habe die Regierung jetzt gehandelt. Das Verbot im mehrheitlich muslimischen Land sei ein Signal an fundamentalistische Islamisten. Der marokkanische König Mohammed VI. ist auch Oberhaupt der Muslime. Und in dieser Funktion hat er schon mehrmals deutliche Zeichen gegen den Fundamentalismus gesetzt. Zuletzt hat er angeordnet, dass fast 400 Schulbücher und weitere Lehrmaterialien aller Fächer und Schulklassen überarbeitet werden. Fundamentalistische und diskriminierende Inhalte werden entfernt. Kinder sollen Gleichberechtigung und Toleranz lernen.

Debatte über Frauenrechte
Das Verbot hat in Marokko bisher kaum Proteste ausgelöst, berichten arabische Medien. Hingegen gebe es eine Diskussion über Frauenrechte, berichtet die Plattform «africatimes». Gegnerinnen und Gegner eines Verbotes argumentieren, das Handelsverbot sei der erste Schritt zu einem Verbot, Burka und Nikab im öffentlichen Raum zu tragen. Ein solches Verbot diskriminiere Frauen. Diese sollen selber entscheiden können, was sie tragen.
Befürworterinnen und Befürworter eines Verbotes argumentieren, Burka und Nikab seien Instrumente, um Frauen zu unterdrücken. Weder Burka noch Nikab hätten in Marokko eine Tradition. Ein Verbot sei deshalb vertretbar. Die Kleidungsstücke seien zudem ein grosses Sicherheitsrisiko und müssten deshalb verboten werden.

Vorreiter Tschad
Als erstes afrikanisches Land hat vor knapp zwei Jahren der Tschad das Tragen von Burka und Nikab im öffentlichen Raum untersagt. Auch der Tschad begründete das Verbot mit Sicherheitserwägungen.

In Europa verbieten Frankreich, Belgien und Bulgarien die Ganzkörperverhüllung. In der Schweiz ist im Kanton Tessin ein Burka-Verbot in Kraft. Umstritten ist, ob ein Verbot Frauenrechte beschneidet oder schützt.


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