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Kamala Harris sei ein «Monster», twitterte Donald Trump nach dem TV-Duell mit Mike Pence. © bbc

«Kamala Harris ist total unsympathisch»

fs /  Das TV-Duell zwischen Kamala Harris und Mike Pence zeigte: Politikerinnen kämpfen nach wie vor gegen Vorurteile und alte Rollenbilder.

Donald Trump bezeichnete Kamala Harris in seinem Haussender Fox als «total unsympathisch». Ein Monster sei Mike Pence gegenübergesessen. Karl Rove, stellvertretender Stabschef im Weissen Haus unter George W. Bush, sagte gegenüber Fox, wenn Harris versuche, sympathisch zu wirken, schaffe sie dies nicht. Der republikanische Senator Chuck Grassley twitterte, er würde lieber mit Mike Pence essen gehen, weil dieser viel sympathischer sei.

Frauen von Macht ausgrenzen
Zahlreiche Studien belegen: Frauen, die nicht als sympathisch wahrgenommen werden, haben im Machtkampf schon verloren. Für Männer gilt dies nicht. Trump und andere männliche Politiker wissen das. Deshalb wurde beispielsweise Hillary Clinton jahrelang als unsympathisch diffamiert. Laut Historikerin Allison K. Lange vom Wentworth Institute of Technology (Boston) ist dieser Mechanismus des Ausgrenzens von Frauen in der Gesellschaft tief verwurzelt. So habe man schon die Kämpferinnen für das Frauenstimmrecht als «seltsame Monster» bezeichnet.

Rollenerwartungen bremsen Frauen
Auch traditionelle Rollenerwartungen bremsen Frauen. Beispielhaft sind die unterschiedlichen Reaktionen von Kamala Harris und Joe Biden auf Versuche ihrer Kontrahenten, sie in den TV-Duellen zu unterbrechen. Harris sagte: «Herr Vizepräsident, ich spreche jetzt. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, lassen Sie mich zu Ende sprechen und dann diskutieren wir.» Joe Biden sagte zu Donald Trump: «Kannst Du bitte mal die Klappe halten, Mann?» Linguistin Deborah Tannen von der Georgetown University (Washington DC) sagte der BBC, Harris habe vermeiden wollen, aggressiv zu wirken. «Ich spreche jetzt» sei weniger anklagend als beispielsweise «hören Sie auf, mich zu unterbrechen». Tannen: «Frauen sind in der Zwickmühle: Alles was sie tun, um als starke Kandidatin rüber zu kommen, kann traditionelle Rollenerwartungen an Frauen verletzen.»

Respektloser Pence
Mike Pence unterbrach Harris viel öfter als sie ihn. Er zeigte auch gegenüber der Moderatorin Susan Page von USA Today keinen Respekt: Er antwortete wiederholt nicht auf ihre Fragen und missachtete die Spielregeln, denen er zuvor zugestimmt hatte. Page gelang es kaum ihn zu stoppen, wenn er seine Sprechzeit überschritt. Schliesslich sagte sie fast entschuldigend, sie habe die Regeln nicht gemacht, sondern müsse sie durchsetzen. Pence hat sein aggressives und respektloses Verhalten nicht geschadet. Bei Kamala Harris reicht schon ihr Frausein, damit Trump sie als «Monster» diffamieren kann.


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