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Kristina Ljungros verlangt, das schwedische Prostitutionsgesetz zu revidieren. © rfsu

Sex-Kauf-Verbot ohne Wirkung

/  In Schweden kritisiert der Verband für Sexualaufklärung das Sex-Kauf-Verbot. Es schütze die Prostituierten nicht, sondern zwinge sie in den Untergrund.

Schweden hat vor 15 Jahren als weltweit erstes Land ein Sex-Kauf-Verbot eingeführt. Freier müssen seither mit einer Strafe rechnen, die Prostituierten bleiben straffrei. Das Gesetz ist seit seinem Inkrafttreten umstritten. Kristina Ljungros, Vorsitzende des schwedischen Verbandes für Sexualaufklärung, nannte im «Sveriges Radio» drei Kritikpunkte:

  • Es gebe keine statischen Beweise dafür, dass die Zahl der Freier gesunken ist.
  • Das Gesetz zwinge Prostituierte, im Geheimen zu agieren.
  • Das Verbot stigmatisiere die Prostituierten noch mehr. Deshalb trauten sich weniger, Hilfe zu suchen.

Negativeres Bild von Prostituierten
Kristina Ljungros stützt ihre Aussagen auf eine Studie der Hochschule Malmö, die der Verband für Sexualaufklärung in Auftrag gegeben hatte. Danach sind heute mehr als die Hälfte aller Schwedinnen und Schweden dafür, nicht nur die Freier, sondern auch die Prostituierten zu kriminalisieren. Vor Einführung des Gesetzes im Jahr 1999 wollte das nur ein Drittel. Kristina Ljungros: «Ein Ziel des Gesetzes war es, eine negative öffentliche Meinung gegenüber den Freiern zu schaffen. Das ist gelungen. Gleichzeitig ist aber die Haltung gegenüber den Prostituierten wesentlich negativer geworden und das wollen wir absolut nicht.»
Keine statistischen Beweise
Das Gesetz habe vermutlich auch das Ziel verfehlt, die Zahl der Freier zu reduzieren, sagt Ljungros. Die Regierung behaupte dies zwar, doch gebe es dafür keine statistischen Beweise. Seit das Gesetz in Kraft getreten sei, mache sich ein Freier ja strafbar, wenn er zugebe, für sexuelle Dienstleistungen bezahlt zu haben. Kristina Ljungros fordert den Gesetzgeber auf, das Gesetz zu revidieren, damit es seinen Zweck tatsächlich erfüllen kann.
Kauf-Verbot allein genügt nicht
Ein Sex-Kauf-Verbot allein genüge nicht, sagt Studienleiterin Charlotta Homström. Bei der Verabschiedung des Gesetzes sei geplant gewesen, Unterstützungsangebote für Prostituierte und Ausstiegsprojekte zu fördern. Dieses Versprechen habe die Regierung nur ungenügend erfüllt. Das Gesetz habe deshalb zu anderen Resultaten geführt als ursprünglich geplant. Statt die Prostituierten besser zu schützen, habe das Gesetz sie grösseren Risiken ausgesetzt, weil sie ihre Dienste im Geheimen verkaufen müssen.
Unterschiedliche Regelungen
Nach schwedischem Vorbild haben auch Norwegen, Island und Kanada den Kauf sexueller Dienstleistungen verboten. Finnland bestraft Freier, die unfreiwillige Dienste von Zwangsprostituierten in Anspruch nehmen. Die Schweiz und Österreich gehören zu einer Gruppe von Ländern, welche die Prostitution tolerieren, sie aber rechtlich nicht als Erwerbsarbeit anerkennen. In Deutschland und den Niederlanden ist Prostitution eine legale Erwerbsarbeit. In Deutschland hat das geplante Prostitutionsgesetz eine Kontroverse in der Frauenbewegung ausgelöst.


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